„Schreiben ist, den Menschen erfinden“
Jean-Paul Sartre
Unsere Empfehlungen: Lyrik
- Volker Sielaff
- Ovids Würfelspiel. Epigramme und andere kurze Gedichte
- Poetenladen 2023
- ISBN 978-3-948305-16-1
- € 19.00

Volker Sielaff gilt als ein literarischer Solitär, der mit hoher Konzentration an seiner Poetik einer Wiederverzauberung der Welt arbeitet. Nun legt er einen Band mit Epigrammen und anderen kurzen Gedichten vor. Das Epigramm weist eine lange Tradition auf. Ursprünglich als Inschrift für eine Weihegabe, ein Kunstwerk gedacht oder einem Gedenkstein aufgeprägt, entwickelte es sich noch in der griechischen Antike zu einer sehr kurzen, prägnanten Gedichtform, die auch Gefühlen und Gedanken des jeweiligen Autors Ausdruck zu geben vermochte. Volker Sielaff greift die Form variationsreich auf und führt sie mit großer Souveränität in die Gegenwart. Manche der Texte, die in der Natur Wahrgenommenes widerspiegeln, erinnern in ihrer Leichtigkeit an Tuschezeichnungen japanischer Provenienz. Der Autor lässt eine Affinität zu japanischer Philosophie und Dichtung anklingen, die in ihrer Reduktion und gleichzeitig wirkenden Sinnlichkeit der Epigrammatik nahestehen.
- Christiane Hoffmann
- Alles, was wir nicht erinnern. Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters,
- Beck 2022
- ISBN 978-3-406-78493-4
- € 22.00

DIE FLUCHT DES VATERS - EINE NACHWANDERUNG NACH 75 JAHREN
«Zu Fuß?» «Zu Fuß.» «Allein?» «Allein.» Christiane Hoffmanns Vater floh Anfang 1945 aus Schlesien. 75 Jahre später geht die Tochter denselben Weg, 550 Kilometer nach Westen. Sie kämpft sich durch Hagelstürme und sumpfige Wälder. Sie sitzt in Kirchen, Küchen und guten Stuben. Sie führt Gespräche - mit anderen Menschen und mit sich selbst. Sie sucht nach der Geschichte und ihren Narben. Ein sehr persönliches, literarisches Buch über Flucht und Heimat, über die Schrecken des Krieges und über das, was wir verdrängen, um zu überleben.
Deutschland in den 1970er Jahren. Unter dem Tisch sitzen die Kinder. Oben seufzen die Erwachsenen, essen Schnittchen und reden über die verlorene Heimat. Sie geben ihre Verletzungen und Alpträume weiter an die nächste Generation. Nach dem Tod des Vaters kehrt die Tochter in das schlesische Dorf mit dem malerischen Namen zurück, nach Rosenthal, das jetzt Rózyna heißt. Am 22. Januar 2020 bricht sie auf und geht noch einmal den Weg seiner Flucht. Was bleibt heute vom Fluchtschicksal? Wie gehen Familien, wie gehen Gesellschaften, Deutsche, Polen und Tschechen mit der Vergangenheit um? Christiane Hoffmanns Buch holt die Erinnerung an Flucht und Vertreibung ins 21. Jahrhundert, es verschränkt ihre Familiengeschichte mit der Historie, Zeitzeugenberichte mit Begegnungen auf ihrem Weg. Doch es ist vor allem ein sehr persönliches Buch, geschrieben in einer literarischen Sprache, die Suche einer Tochter nach ihrem Vater und seiner Geschichte.
Lutz Seiler kehrt nach zwei Romanen zurück in den Heimathafen der Gedichte. Zurück in die Stimmen der Kindheit, ins Waldstadion, in den »Knochenpark« und zur Frage, wo unser »eignes schmales erdreich ankern kann«. Er entdeckt den »Ahnenapparat« seines vom Uranbergbau geschleiften Heimatdorfes, um dort »seinen Toten« zu lauschen. Er durchstreift die Klangwelt des märkischen Kieferngewölbes und ist unterwegs: ob in den Legenden von Trouville oder in Stockholm, seiner zweiten Heimat, immer auf der Suche nach einer »schrift für blinde riesen« und ihrem Blick dorthin, »wo die welt vermutet werden könnte«.
Mit seiner suggestiven Stimme und einer gehärteten Sprache jenseits aller Moden eröffnet Lutz Seiler einen ureigenen poetischen Raum. Vor allem ist es die Materialität der Dinge, das Sprechen nah an den Substanzen - verwandelt in Rhythmus und Klang, bilden sie den Erzählton seiner neuen Gedichte: »Der Hallraum eines Gedichts sollte nicht kleiner sein als der eines Romans«, schreibt Seiler. »Jedes gute Gedicht kann der gestische Kern eines Romans sein und die Verbindung herstellen zum Ursprung des Genres: zum Epos und seinem Gesang.«
- Ana Luísa Ribeiro Barata do Amaral
- Was ist ein Name. Gedichte
- Hanser 2021
- ISBN 978-3-446-26912-5
- € 20.00

"Was ist ein Name?", fragt Ana Luísa Amaral, die beliebteste Lyrikerin Portugals und eine der großen Dichterinnen unserer Zeit. In einer klarsichtigen Sprache, die in der Tradition von Dickinson und Szymborska steht, leistet sie ihren Offenbarungseid: Worte können nichts festhalten, außer der Flüchtigkeit der Dinge. "Ich bin eine Frau von gar nichts / nicht einmal Besitzerin meiner selbst", beschreibt sie sich in einem Gedicht. Amarals Poesie spürt in den kleinsten Episoden des Alltags - ob es um eine zerquetschte Mücke geht oder um eine Schüssel, die zerbricht -, der traumhaften Essenz des Lebens nach, jenem Nichts, das im Klangraum der Worte sich schließlich in Fülle umkehrt.
»... der herbst / würde ohne kürbisse bleiben in diesem jahr / wie ich ohne dich.« Neue Gedichte von Kathrin Schmidt. Kathrin Schmidts neue Gedichte erzählen vom Älterwerden, von Abschieden, von der Vergänglichkeit. Und doch sind sie das Gegenteil von Stillleben, denn sie sprechen immer »vom Leben her«. Still steht da nichts, alles bewegt sich - getrieben von großer Lebensliebe, Klugheit und scharfem Humor. Gesprochen und nachgedacht wird über den Körper und seine Metamorphosen, über das Vergehen der Natur ringsum, über das, was Familie bedeutet. Über alles, was bleibt, und über die Dinge, die - manchmal auch Gott sei Dank - verschwinden. Neben urbane Schauplätze treten oft ländliche Gegenden. Die Texte »spielen« auf dem Land, im Dorf oder zumindest im Garten. Das Vokabular schöpft aus dieser Naturwelt, aber es ist keine ungebrochene Idylle: Windräder stehen im Bild, ihre Rotoren zerschneiden die Luft. So gelingen Kathrin Schmidt Gedichte, die beides miteinander verklammern: die Natur und die Stadt, das Leben und das Sterben, den sinnlichen Eindruck und die abstrakte Analyse. » solche gegenden zahlen mit blütenzucker für schlaf. in wellen fährt er durchs feld, sammelt kraft für den gang in die ortschaften. wo du zusehen kannst, wie stunde für stunde vollendete gegenwart quert vorm verschwinden. wo du platzhalter bist. «
- Joachim Sartorius
- Wohin mit den Augen. Gedichte
- Kiepenheuer & Witsch 2021
- ISBN 978-3-462-05300-5
- € 20.00

Für Joachim Sartorius ist der Dichter ein Erinnerer. Seine neuen Gedichte sind Aufstände der Sprache gegen die Vergänglichkeit, ganz gleich, ob sie von griechischen Säulen, der Nymphe Arethusa, Eidechsen, Friseuren oder verschwundenen Milieus handeln. Vor allem ist er ein Augenmensch. »Wohin mit den Augen«: Vieldeutig muss dieser Titel gelesen werden. Als Geblendetsein von großer Sinnlichkeit. Als Scham, etwas sehen zu müssen, dessen Zeugenschaft man kaum übernehmen kann. Als Anspielung darauf, dass einem im Laufe eines langen Lebens eher mehr als weniger Augen wachsen. Sartorius führt uns zu den ihm vertrauten Orten: Tunis, Alexandria, die Levante, das weiße Meer. Im Zentrum der Gedichte steht die sizilianische Stadt Syrakus, selbst Gedächtnisort, selbst eine gleißende Erfindung der Erinnerung. Aufgehellt wird der existenzielle Ernst, der diese mittelmeerischen Meditationen durchzieht, durch ein mehrteiliges Capriccio über die türkische Katze des Dichters, ihre Launen, ihren funkelnden Übermut.
Nach ihrem hochgelobten Debütroman "Wie hoch die Wasser steigen" widmet sich Anja Kampmann wieder der Lyrik und fragt nach dem großen Leben.
Zeitungsträger, ein Mädchen auf dem Spielplatz, Jugendliche in ihrer naiven Sehnsucht fragen sich nach dem großen Leben und wo es sein könnte. Die Zukunft unterdessen hat ein anderes Blau und kündigt sich an mit Klonpferden und Mammuts. Mit zwei Büchern ist Anja Kampmann rasch bekannt geworden, mit "Wie hoch die Wasser steigen", ihrem ersten Roman, und mit ihren Gedichten. Die neuen Gedichte erzählen vom Marschland, Figuren treten auf, wiederkehrende Motive verklammern sie zu einem großen Bild der Landschaft in unserer Zeit. Sie bestätigen Anja Kampmanns Rang als ganz eigenständige, überraschende Stimme ihrer Generation.
- Charles Baudelaire
- Die Paradiese des Teufels. Gedichte in Prosa
- Zweitausendeins 2021
- ISBN 978-3-96318-106-1
- € 14.00

Ich habe versucht, die schrillen Schreie einzufangen und in einer lyrischen Prosa alle trostlosen Suggestionen auszudrücken." Bei seinem berühmten Freund Victor Hugo setzte er noch deutlicher nach: "Ich habe meine ganze Bitterkeit, meinen ganzen Hass hineingelegt. Ich hoffe, mir ist ein Werk gelungen, in dem sich das Schreckliche mit dem Komischen, der Zorn sich mit dem Zärtlichen noch kühner und einzigartiger verbindet als in den 'Blumen des Bösen'."Von 1857 bis 1867 erschienen vierzig der insgesamt fünfzig Poeme in verschiedenen Zeitungen und Magazinen als "Poèmes Nocturnes", "Prosagedichte" oder "Kleine Dichtungen in Prosa", später oft mit dem Untertitel "Le Spleen de Paris". Die Buchausgabe der "Petits Poèmes en Prose" erschien zwei Jahre nach Baudelaires Tod. Anlässlich seines 200. Geburtstag haben Fritz & Franziska van Eycken sie behutsam und beherzt, frech, fromm und frei neu gefasst.. 192 Seiten. Leinen mit Lesebändchen.
Ausgezeichnet mit Literaturnobelpreis 2020!
Nicht alles, was lebt, verlangt nach Licht im gleichen Maß. Einige unter uns erzeugen ihr eigenes Licht.Die 56 Gedichte in diesem Band besingen den unüberwindlichen Gegensatz zwischen dem ewigen Kreislauf der Natur und dem individuellen menschlichen Leben, die Diskrepanz zwischen dem Garten Eden und der Conditio humana. Louise Glück interessiert dabei nicht der Sündenfall. Mit ihrer klaren, scheinbar schlichten Sprache versetzt sie sich mal in eine Pflanze, mal in einen Gärtner, mal in Gott - und erkundet so die Essenz des menschlichen Seins.- Ausgezeichnet mit dem Pulitzerpreis- Deutsch von Ulrike Draesner
Wer sich auf die Gedichte von Dieter Krause einlässt, betritt doppelten Boden. Schon mit dem Eröffnungstext stellt sich das Gefühl ein, die dort tätigen Straßenarbeiter rissen das Erdreich nicht nur vor Ort auf, sondern bis Delphi. Es entsteht eine Ästhetik der Gleichzeitigkeit, in der Gegenwart und Vergangenheit aufgehoben sind. Die Gedichte machen erfahrbar, wie sehr unsere Existenz durchdrungen wird von unterschiedlichsten Schichten und Bedeutungsebenen. Dabei überwiegt ein erzählerischer Duktus, was den Autor zum Grenzgänger zwischen den Gattungen macht. In jeder Zeile ahnt man die stille Größe dieser Texte, in denen Dieter Krause virtuos mit Sprache umzugehen weiß und ihr dennoch skeptisch begegnet.
Es ist ein Verdienst dieses Autors, uns in die Katarakte aus Zeit und Raum zu führen und die Dinge neu zu bestimmen. Dabei entwickelt er ein großes Gespür für Zeitkolorit, das durchgängig in den Texten zu beobachten ist. Dieter Krauses Gedichte haben gleichsam eine Pranke, sie können schnell zuschlagen, mitten in unsere Alltagssinne und kleinen Alltagslügen hinein. Sie hinterlassen Fragen, schaffen Raum, verweisen ins Offene. Das ist ihre stille Größe.
Paul Celan (1920-1970) ist und bleibt wohl der wichtigste Dichter deutscher Sprache nach dem Zweiten Weltkrieg, nach dem Holocaust. Im Unterschied zu den vor 40 Jahren, in Celans Todesjahr, veröffentlichten, seit langem vergriffenen "Ausgewählten Gedichten" kann die neue Auswahl aus der Fülle der in den beiden großen Werkausgaben des Suhrkamp Verlags vollständig publizierten Gedichte schöpfen. Sie schließt eine Lücke in der großen Sammlung mit Gedichtbänden von Klassikern der Moderne, die in der Bibliothek Suhrkamp vorliegen.
Er hält sich abseits literarischer Moden und überrascht doch mit jedem Buch neu. "Wer nach so langer Zeit aus den Weiten der freien lyrischen Rede umkehrt zum End- und Binnenreim, hat Freiheiten genutzt, die unweigerlich zur Reife führen", schreibt Michael Braun über Volker Sielaff. Im Zentrum seines neuen Bandes steht der Zyklus "Mystische Aubergine" - ein Dokument unbändiger Lust an der poetischen Weltentdeckung; ein Vexierbild, wild und verrätselt; grundiert von einem modernen Odysseus-Mythos. Die Gedichte in "Barfuß vor Penelope" erinnern in ihrer Offenheit zuweilen an Else Lasker-Schüler oder Theodor Kramer und spannen nicht nur formell, sondern auch thematisch einen weiten Bogen: vom Rausch der bedingungslosen Liebe bis zu den Schrecken eines blutigen 20. Jahrhunderts.
Gibt es ein leichtes Sprechen, das nicht leichtfertig ist? Ein Sprechen, das Eifer und Zorn hinter sich lässt, ohne deshalb bequem zu werden? Ein Sprechen, das zu dem Überall von Information und Meinung ruhigere Seitenstücke bildet, Worte findet, mit denen Lebensfragen zu formulieren sind?
Ein Wanderer nimmt in Uwe Kolbes neuen Gedichten die Natur und den Himmel in sein Lied herein. Wie schon in seinen erfolgreichen "Psalmen" sind vor allem die gefiederten Begleiter allgegenwärtig: die Krähen und ihr Krakeel, die Amsel, ihr klagender Ton, der Bussard in seiner Höhe. Literarische Konvention verbindet sich dabei mit dem Wissen um das fragile Gleichgewicht des Planeten.
Fragil aber ist auch der Alltag von Ich und Du. Immer dann, wenn Uwe Kolbes Gedichte sich diesem Alltag nähern, werden sie dramatisch, und seine Verse müssen sich kraftvoll beim eigenen Zopf nehmen.
Buchpremiere in der Buchhandlung LeseZeichen am 3. April 2020, 20 Uhr
- Patrick Wilden
- Alte Karten von Flandern
- Lese-Zeichen e.V. Jena 2019
- ISBN 978-3-00-063941-8
- € 10.00

Im Dunkeln leuchtende Wörter, die Verheißungen alter Bücher und Landkarten, die letzten Geheimnisse einer von Google Maps kartierten Welt – all das findet in Patrick Wildens Debüt ganz selbstverständlich zusammen. Er nimmt uns mit auf Reisen entlang unsichtbarer Grenzen, spürt Verwandtschaften und vergessenen Bezeichnungen nach. Doch es ist Vorsicht geboten: Die Zuverlässigkeit der „Alten Karten von Flandern“ ist äußerst fragwürdig. Sie spielen mit unserer räumlichen Vorstellung, verbinden die entlegensten Gegenden miteinander oder verschweigen deren Existenz. Diese Gedichte durchstoßen die Oberfläche unserer Gegenwart.
(Verlagsinformation)
- Andreas Altmann
- Weg zwischen wechselnden Feldern. Gedichte
- Poetenladen 2018
- ISBN 978-3-940691-92-7
- € 18.80

Andreas Altmanns Gedichtband "Weg zwischen wechselnden Feldern" lebt von der eindrücklichen Fülle poetischer Klänge und einer zwischen Magie und Melancholie schwebenden Bildhaftigkeit. Selten hat der 1963 geborene Lyriker die Elemente seiner Dichtung in eine prägnantere Struktur überführt. Es ist ein Plateau aus Feldern entstanden, die in wechselseitiger Beziehung zueinander stehen. Sie reichen von Wetterfeldern über Geisterfelder bis zu Marienfeldern und bilden die thematische Topographie des Bandes. - "Träume wildern in der Wirklichkeit", heißt es in einem der Gedichte. Umgekehrt gilt, dass die Wirklichkeit der Gedichte von so beklemmenden wie zauberhaften Träumen durchwoben ist und den Leser mit ihren Panoramen in den Bann zieht. Es ist die Faszination einer mit allen Sinnen erkundeten und wiedererkundbaren Welt, in der Kranichtänze und Schlafnarben, Pappelschnee und Wolfsspuren zu entdecken sind.
Die Schmetterlinge, die Jan Wagner in diesem Gedichtband aus dem Netz holt und Loopings fliegen lässt, können auch Münchner Krähen sein, Marder im Blutrausch oder ein Biker aus Montana. Entscheidend ist: Sie fliegen. Welchen Gegenstand, welches Wesen Jan Wagner auch einfängt und poetisch verwandelt, er hebt damit die Gesetze der Schwerkraft auf - selbst die vielfach ummauerte Verbotene Stadt gerät ins Schweben, und unsere Wahrnehmung, unser Denken verlieren mit jedem gelesenen Vers an Trägheit. Mit jedem Band dagegen scheint Jan Wagner an Souveränität zu gewinnen, seine Formenvirtuosität zeigt sich in der "Live Butterfly Show" als unbekümmerte Lust an der Freiheit in der Form, am Klang, die großen Spaß macht.
Kjartan Hatløy (geb. 1954) breitet einen Fächer von Prosagedichten aus, dessen Teile alle an einem Punkt zusammentreffen: dem weißen Kiesweg, der zu seinem Haus in Salbu, einer kleinen Siedlung am Åfjord, führt. In seinen Ausflügen geht Hatløy tief in die Erdgeschichte, spricht zu den Toten, er beobachtet aufs Genaueste Pflanzen, Tiere und Menschen seiner Umgebung, ihr Zusammen- und ihr nebeneinanderher Leben in einer abgeschiedenen nordwesteuropäischen Landschaft, dem winzigen Ort im Kosmos, dessen rotierende Sonnen stets gegenwärtig sind.
- Jan Wagner
- Selbstporträt mit Bienenschwarm. Ausgewählte Gedichte
- Fischer TB 2018
- ISBN 978-3-596-29652-1
- € 12.00

Die schönsten Gedichte von Jan Wagner in einem Band: Jan Wagner zeigt das Beste aus fünfzehn Jahren poetischen Schaffens. Schon im Debütband mit dem hochfliegenden Titel "Probebohrung im Himmel" war all das da, was Jan Wagners Gedichte auszeichnet: Eleganz und Witz, Virtuosität und Lust am Spiel, Neugier und Hingabe, Präzision und kühle Sinnlichkeit. Sechs Gedichtbände später, bis zu den "Regentonnenvariationen", hat Jan Wagners Dichtung an Intensität und Reichweite gewonnen. Seite für Seite vermittelt dieser vom Autor selbst arrangierte Auswahlband, was ein gelungenes Gedicht vermag und warum wir alle mehr Lyrik lesen sollten.
Haiku von Gabriele Seitz und Graphik von Rita Geißler
Die Haiku von Gabriele Seitz entstanden auf den provisorischen Pfaden des Moors, bei Wind und Wetter, in Licht und Düsternis, im Nebel und Sonnenschein. Sie beschreiben eine Natur im Zustand der Wildheit, des Wandels und der ständigen Vergängnis.
Die Moor-Grafiken von Rita Geißler entstanden vor Ort parallel zur dichterischen Arbeit von Gabriele Seitz.
Sie entsprechen in ihrem Wesen und imAusdruck der kargen und reduzierten Sprache des Kurzgedichts.
Licht ist das zentrale Thema von Rita Geißler, das für die Radierung wichtige Medium, fein ziseliertes magisches Licht mit einem Hauch Ewigkeit auf dem Ried. Viele Arbeiten entstanden am Wasser, vor allem aber am Moor.
Dieses Buch lädt auf eine poetische Wanderung durch die Natur ein und schenkt eine kostbare Stille, die von den beiden Künstlerinnen in wertvollen Augenblicken erfahren wurde und an ihre Leser weitergegeben werden möchte. (Heinz Weißflog)
"Die Eltern / traten aus dem Rahmen / und sprachen / zu ihrem Kinde: Du bist / jetzt achtzig Jahre alt und / mußt endlich erwachsen werden." Der Gedichtband des 1929 geborenen Günter Kunert ist eine Begegnung mit der eigenen Lebensgeschichte in DDR und BRD. Seine Lyrik beleuchtet die zerrissene Geschichte seines Landes, die Utopien in der Politik und die Lebenslügen. "Einstmals zogen Kolonnen / mit roten Fahnen durch / die Straßen", das sind Bilder, die viele kennen, pathetisch, dekorativ. Doch Kunert benennt die wahre Gestalt der Menschen, die "rollten die Fahnen zusammen und / trollten sich." Auf den bissigen, illusionslosen Blick von Günter Kunert kann Deutschland noch lange nicht verzichten.
Ein neuer Gedichtband von Günter Kunert: Niemand beschreibt den Weltuntergang so schön wie er.
- Michael Braun
- Aus Mangel an Beweisen. Deutsche Lyrik 2008-2018
- Wunderhorn 2018
- ISBN 978-3-88423-601-7
- € 26.00

Eine Bestandsaufnahme des lyrischen Jahrzehnts - einzigartig in der literarischen Landschaft Europas. Seit nunmehr 40 Jahren begleitet das Tandem Michael Braun und Hans Thill die Szene der zeitgenössischen Poesie in Deutschland. Aus Mangel an Beweisen erweist sich erneut als ein faszinierendes Spiegelbild der formenreichen poetischen Landschaft Deutschlands.
In seiner epochalen Gedichtsammlung Transit hatte Walter Höllerer 1956 die ideale Form einer zeitgenössischen Lyrik-Anthologie geschaffen. Er entwickelte sie als ein "Mosaik vieler Felder, in dem jeder Teil zu dem anderen in bewegliche, erfinderische Nachbarschaft treten kann."
Auf dieses Verfahren der korrespondierenden Motive und intertextuellen Referenzen greift auch die von Michael Braun und Hans Thill komponierte Lyrik-Anthologie Aus Mangel an Beweisen zurück, die mit Texten von rund 100 Autorinnen und Autoren einen Kanon der deutschsprachigen Lyrik des 21. Jahrhunderts vorlegt.
Um die Aggregatzustände der gegenwärtigen Lyrik einzufangen, folgt sie einer bewährten Maxime: "Gedichte sind nicht zum Träumen da, sondern zum Aufwachen." (G. Falkner)
- Undine Materni
- Wünschen und Wollen. Gedichte
- Tauland 2018
- ISBN 978-3-9814090-7-9
- € 10.00

"Was dabei fasziniert, sind die Momente von Sinnlichkeit in den Versen, die Schlusszeilen warten oft mit einer überraschenden Pointe auf. Im Sinne von Ingeborg Bachmann ist es Credo der Dichterin, nicht nur etwas äußerlich wahrzunehmen, sondern es zu begreifen.“
(Klappentext von Jayne-Ann Igel)
- Thomas Böhme
- Klavierstimmer auf der Titanic
- Quartus 2018
- ISBN 978-3-943768-90-9
- € 15.90

Mit drei Forex-Schnitten von Felix M. Furtwängler
Mit dem „Klavierstimmer auf der Titanic“ schenkt uns Thomas Böhme ein Sinnbild der Kunst: „Erst halten sie einen für überflüssig an Bord / dann dringt Feuchtigkeit ein / plötzlich wird man gebraucht.“ Gebraucht werden, um das Klavier für ein letztes Lied zu stimmen, für den Abgesang, das ist Poesie: das wahrhaft Schöne – überflüssig und zwecklos, einfach nur schön um seiner selbst willen. Wie der Anblick des davonfliegenden Graureihers, dessen Flügel im Abendlicht „für Sekunden ... vergoldet“ leuchten, oder der Gedanke, dass Gott „in einem Gepäckstück“ stecke, „das keinem gehört“. Die Welt ist aus den Fugen, sie ist absurd, aber eben deshalb auch voll wundersamer Dinge und Fügungen, die Thomas Böhme in Worten und Felix M. Furtwängler in Bildern kombiniert und komponiert.
(Quelle: buchhandel.de)
Thilo Krause beschäftigen die Dinge und Wörter des Alltags. In der Berührung mit scheinbar einfachen Befindlichkeiten tun sich unerwartete Räume auf, weisen hinaus über das, was sie im ersten Moment zu sein scheinen. Seine Gedichte sind Wahrnehmung und Konzentration, ein Meditieren beim Tun: beim Kochen, Spazieren oder Reisen. Bei aller Einfachheit der Worte sind Klang, Rhythmen und Bilder das, was aus der Beobachtung ein Gedicht macht: "Draußen blitzt es. / Drinnen hält sich träge der Sommer. / Dosen, Flaschen, Müll glimmen im Farn". Mit dem in der Schweiz lebenden Thilo Krause ist eine besondere Stimme für die deutschsprachige Literatur zu entdecken.
"Der Lyriker Thilo Krause holt die Dinge aus ihrer Alltäglichkeit - und bringt sie zum Leuchten." Raoul Schrott
- Dirk Skiba
- Das Gedicht & sein Double. Die zeitgenössische Lyrikszene im Porträt
- Edition Azur 2018
- ISBN 978-3-942375-36-8
- € 34.00

Die Lyrik ist das spannendste Feld der Gegenwartsliteratur: Nirgendwo sonst wird mit so hohen Einsätzen gespielt – und nirgendwo sonst fallen Leben und Schreiben so häufig in eins. »Das Gedicht & sein Double« gibt dem Genre ein Gesicht. Oder besser: 100 Gesichter. Seit mehr als fünf Jahren porträtiert der Fotograf Dirk Skiba Dichterinnen und Dichter. Die Lauten und die Flüsterer, die Jungen und die nicht mehr ganz Jungen, die Etablierten und die noch Unbekannten.
So entstand eine Sammlung, die ihresgleichen sucht: vielstimmig, lebendig und widersprüchlich wie die Szene selbst. Und da ein Porträt nie die Wahrheit zeigt, ist jedem Foto ein lyrisches Selbstporträt zur Seite gestellt, welches das Bild kommentiert, ergänzt oder ihm widerspricht – in einer unendlichen Suchbewegung zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung.
Mit ca. 100 Schwarz-Weiß-Porträtfotos von Dirk Skiba
Das Buch ist ab sofort bis zum 30.09.2018 zum Subskriptionspreis von 29,90 statt 34,90 bestellbar. Auslieferung ab Anfang Oktober.
(Verlagsinformation)
Zeitlebens hat Stefan George in seinen Gedichten immer wieder auf Deutschland Bezug genommen: hat deutsche Landschaften und Städte in den Blick gerückt, deutsche Gestalten und Ereignisse in Erinnerung gerufen, aber auch - etwa in den Zeitgedichten und in dem großen Gedicht "Der Krieg" - deutsche Fehlhaltungen kritisiert. Erstmals hat Helmuth Kiesel diese Gedichte in einem Band zusammengestellt. In Georges Lyrik überlagern sich oft deutsche und europäische Motive. Überhaupt stehen seine Deutschland-Gedichte im Kontext von Versen, die von den Schönheiten und Schätzen anderer Länder sprechen und diese als Voraussetzung von Georges Dichtertum kenntlich machen. Dazu gehören auch Orientalisches und - vor allem - Antikes: "Hellas ewig unsre Liebe". Georges Deutschland-Gedichte sind Manifestationen eines Künstlers von europäischer Bildung und Gesinnung. Der exzessive Nationalismus, der sich ihrer zu bedienen suchte, hat sie verdunkelt und diskreditiert. Das gilt nicht zuletzt für das dieser Sammlung den Titel gebende Gedicht "Geheimes Deutschland". Der Band ist eine Einladung zur Wiederentdeckung und Neubewertung dieses bedeutenden Dichters.
"Jeden Tag entscheiden wir, ob wir die weiße Flagge der Kapitulation aus dem Fenster hängen oder den von kühnen Farben strotzenden Gobelin eines Gedichts", sagt Zagajewski. Asymmetrie ist das Leitmotiv seiner neuen Gedichte, ob in der Beziehung zwischen früher und heute, Frieden und Krieg, Polen und Deutschen, Lebenden und Toten. Einige seiner schönsten Gedichte erzählen von der Asymmetrie zwischen dem Sohn und seiner lange verstorbenen Mutter. "Das Wunderbare ist schüchtern geworden, es ist schwer zu finden, schwer zu erinnern, festzuhalten." Adam Zagajewski findet das Wunderbare im Alltäglichen und macht daraus große Poesie.
1891 wurde Nelly Sachs in Berlin geboren, sie starb 1970 in Stockholm. 1966 wurde ihr der Nobelpreis verliehen. "Unter Schmerzen zu altern", schrieb Olof Lagercrantz in seinem Nachruf, "und zu zerschellen am Übermaß an Leid, wird eine Erfahrung für immer mehr Menschen. Nelly Sachs gehört zu den Dichtern, die wir in der Zukunft am allermeisten brauchen."
Dieser Wahrheit eingedenk, hat Hilde Domin eine Auswahl aus dem lyrischen Gesamtwerk der Nelly Sachs getroffen. Von der Kraft ihres Gedichts sprach sie vor einem Jahrzehnt schon: "Deine Dichtung erhält das Unheil lebendig ... Und zugleich erlöst Du von dem Unheil. Wir die Dichter von jeher und für die Zeiten den Schrecken und zugleich die Katharsis des Schreckens mit sich brachten."
52 Gedichte und Kommentare als literarische Führer durch die Jahreszeiten: Der Lyrik-Taschenkalender 2018 webt wie seine kalendarischen Vorgänger ein Netz aus Gedichten, poetischen Korrespondenzen und Kommentaren. 17 Dichterinnen und Dichter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wählen jeweils zwei Lieblingsgedichte aus und kommentieren es kompakt. Die Herausgeber Paul-Henri Campbell und Michael Braun stellen alle am Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem exemplarischen Gedicht vor. Mit jeder Woche wird ein Blick in das Schaffen eines Gegenwartsdichters geworfen oder ältere Dichtung auf ihre Modernität befragt. So entsteht eine Anthologie dichter Gegenwart. Ab 2018 werden auch Dichter und Gedichte anderer Sprachen und Länder das Jahr begleiten und in Übersetzungen vorgestellt.
Mit Gedichten und Texten von u.a.: Yevgeniy Breyger, Safiye Can, Karin Fellner, Sibylla Vricic Hausmann, Birgit Kreipe, Tristan Marquardt, José Oliver, Werner Söllner.
Die Gedichte bewegen sich von einer leeren Tasse, die mit Schönheit zum Verweilen verführt, zu einer leeren Tasse, die inspiriert, gefüllt zu werden, und anschließend ihren Inhalt dem Leser präsentiert, nur um von ihm wieder geleert und mit seinen Erinnerungen und eigenen Gedanken aufs Neue gefüllt zu werden - mit flüchtigen Bekanntschaften und tiefen Freundschaften, mit dem Rhythmus von Verlust und Gewinn, mit der Einsicht in die Welt wie sie ist und dem Wunsch nach mehr Fairness und Freiheit.
"Die neuen Gedichte von Dennis Maloney, die ich übertrug, waren ganz anders als die, die ich von 'Just enough' kannte. Ich hatte das Gefühl, dass sie sehr nordamerikanisch waren, sehr 'westlich'. Selbst wenn sie von fernöstlichen Traditionen sprachen, wiesen sie jede Versöhnung ab, trugen einen Schmerz von Ungelöstem, rangen nach notwendigen Veränderungen. Die Stimme des Vaters aus der Arbeiterklasse ist dort nicht weniger wichtig als Philosophie und Meditation; die Räume zwischen den Häusern der Kindheit sind breit und frei wie die Weite ferner Landschaften." (Tzveta Sofronieva)
Als im Februar 1961 Johannes Bobrowskis erster Gedichtband "Sarmatische Zeit" erschien, hatte der Schriftsteller nur noch wenige Jahre zu leben. Doch die knappe Zeit reichte ihm aus, um sich bis zu seinem Tod 1965 als einer der suggestivsten und bildkräftigsten Lyriker der deutschen Nachkriegsjahrzehnte zu etablieren. Obwohl in der DDR lebend, stießen seine Texte in beiden Teilen Deutschlands auf Anerkennung: Man machte in ihnen eine neue Art aus, sich zur Welt zu verhalten; seine Themen und Sprachgesten fanden in Lyrik und Prosa anderer Autoren ein vielfältiges Echo.
Inzwischen ist sein Werk weltweit verbreitet und in fast alle europäischen Sprachen übersetzt. Am 9. April 2017 jährt sich der Geburtstag des Schriftstellers zum 100. Mal. Zu diesem Anlass bringt die DVA die Gedichte Johannes Bobrowskis neu in einem Band heraus, ergänzt durch ein Nachwort des vielfach preisgekrönten Literaturkritikers Helmut Böttiger.
Die neue kommentierte Gesamtausgabe gibt erstmals jedem Gedicht die zum Verständnis oft nötigen Informationen bei: über den (auto)biographischen Hintergrund der mit der Bohème und dem Berliner Kulturbetrieb der Weimarer Zeit vernetzten Dichterin wie auch zum ungeheuer breiten Anspielungshorizont der jüdischen Tradition. Geboten wird die gesamte Lyrik vollständig, in chronologischer Ordnung unter sorgfältiger Sichtung von Dubletten und Wiederveröffentlichungen sowie des Nachlasses. Damit erfüllt diese kommentierte Leseausgabe auch Ansprüche an eine kritische Ausgabe.
- Selma Meerbaum-Eisinger
- Ich bin in Sehnsucht eingehüllt. Gedichte
- Hoffmann und Campe 2016
- ISBN 978-3-455-40573-6
- € 15.00

Als Selma Meerbaum-Eisinger, eine entfernte Cousine Paul Celans, 1942 mit nur 18 Jahren starb, hinterließ sie ein Stück Weltliteratur. Lange waren die Gedichte verschollen, bevor sie 1980 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Ihre Liebesgedichte für einen Freund, der später auf der Flucht nach Palästina ums Leben kam, haben ihre Anziehungskraft bis heute nicht verloren und sind aus dem deutschen Literaturkanon nicht mehr wegzudenken. Jürgen Serke zeichnet die Etappen dieser literarischen Entdeckung nach.
Was will ein Gedicht? Was kann es? Welche Sprache spricht es im 21. Jahrhundert, in dem alle Redeweisen und Artikulationsmodi zwischen Tradition und Avantgarde längst durchgespielt sind?
Die Rezeptur, die Hans Magnus Enzensberger vor einem halben Jahrhundert entwickelt hat, ist immer noch gültig: „Die Sprache ist durch die ganze Temperaturskala von der äußersten Hitze bis zur extremen Kälte zu jagen, und zwar möglichst mehrfach. Zwischen Hyperbel und Andeutung, Übertreibung und Understatement, Ausbruch und Ironie, Raserei und Kristallisation, äußerste Nähe zum glühenden Eisen des Gegenstandes und äußerste Entfernung von ihm fort zum Kältepol des Bewußtseins ist die Sprache einer unausgesetzten Probe zu unterziehen.“ Ein Ort für solche sprachlichen Entzündungsprozesse und Zerreißproben ist der Lyrik-Taschenkalender, ein poetisches Gemeinschaftsunternehmen. Der Lyrik-Taschenkalender 2017 webt wie seine kalendarischen Vorgänger ein Netz aus Gedichten, poetischen Korrespondenzen und Kommentaren. 17 Dichterinnen und Dichter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und ein „Special guest“ haben jeweils zwei Lieblingsgedichte deutscher Sprache ausgewählt und kompakt kommentiert. Der Herausgeber stellt seinerseits gemeinsam mit dem Lyriker und Essayisten Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem exemplarischen Gedicht vor.
(Verlagsinformation)
Nach seinem vielgelobten Lyrik-Debüt, das mit dem Eidgenössischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde, legt Thilo Krause nun seinen zweiten Gedichtband im poetenladen Verlag vor: "Um die Dinge ganz zu lassen". In der Auseinandersetzung mit dem eigenen Woher und Wohin entwirft er ein Album von Personen, Orten und Zeiten über Ländergrenzen hinweg. Scheinbar nebensächliche Alltagsbeobachtungen öffnen poetische Räume philosophischer Dimension, wobei die Mannigfaltigkeit der Bezüge von Basho über Wallace Stevens bis Seamus Heaney selbstverständlich mitschwingt. "Es sind Schlaglichter mit Tiefenperspektive, aber ohne Tremolo. Schlicht gesagt: Krauses Gedichte sind umwerfend schön und bestechend klug. Sie erzählen von den grossen Fragen, während sie aufs Kleine schauen", so die Literaturkommission Zürich, die den Autor für das Manuskript mit einem Werkjahr auszeichnete.Nach seinem vielgelobten Debüt, das mit dem Eidgenössischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde, legt Thilo Krause nun seinen zweiten Gedichtband im poetenalden Verlag vor: Um die Dinge ganz zu lassen. Scheinbar nebensächliche Alltagsbeobachtungen öffnen poetische Räume philosophischer Dimension, wobei die Mannigfaltigkeit der Bezüge von Basho über Wallace Stevens bis Seamus Heaney selbstverständlich mitschwingt. "Schlicht gesagt: Krauses Gedichte sind umwerfend schön und bestechend klug", so die Literaturkommission Zürich.
Der Bogen ist weit gespannt: eine große formale und thematische Vielfalt trägt die Gedichte des neuen Buches von Volker Sielaff. Landschaften und Orte, philosophische Zahlengedichte, Liebesgedichte und surrealistische Imaginationen - ein großer Raum poetischer Möglichkeiten wird hier durchschritten. Phantasiefiguren und Realien treffen im "Glossar des Prinzen" aufeinander. Sielaff versichert sich zwar der Tradition, geht jedoch auch ins Offene, stets der eigenen Tonspur folgend. Seine Leser werden den Sielaff-Ton durchhören und viel Neues entdecken.
"Sielaff kann kein Kunstgewerbe, er wiederholt sich nicht in „Gelungenheiten“ und Geschicktem. In seinen dreizehn Liedern schlägt er wie noch nie gehört einen Kinderliederreime-Rhythmus an, der uns wiegt, der uns mit nichts betrügt. Und durch diesen Rhythmus drängen seine Motive: Sprache, Dichtung, Widerstand, die Alten Meister, Verschwendung, Truglosigkeit. Es ist erstaunlich, zu welch formaler Strenge Sielaff in seinen jüngeren Gedichten gefunden hat. Alexandriner, Binnenreime und Strophen, Strophen über Strophen. Aber in diesen Formen, aus diesen Formen heraus begegnet uns ein Dichter, der vielseitiger geworden ist: schelmisch, wütend, komisch, verspielt, komplex." Hauke Hückstedt
Zwischen Gedichten, Prosa und Philosophie bewegen sich die im Das Skelett des Moments abgedruckten Texte. Keiner Gattung zuzuordnen, hat Patrick Beck sie »Imaginäre Orte« getauft. Tomas Gärtner nannte sie in den Dresdner Neuesten Nachrichten »sehr feinsinnige Beobachtungen des Unsichtbaren«. Der Autor Michael G. Fritz schrieb, dass der Leser an Orte geführt werde, »die er noch nie gesehen, von denen er aber geahnt hat, dass es sie gibt, vielleicht auch nur in ihm selbst. Jede Begegnung mit diesen Orten ist deshalb auch eine Begegnung des Lesers mit sich selbst.«
Kurz vor ihrem Tod im Februar 2012 hat die polnische Dichterin und Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska mit ihrem deutschen Übersetzer Karl Dedecius noch einen Gedichtband zusammengestellt, der auf Deutsch erscheinen sollte. Diese Auswahl von Gedichten aus den Jahren 2005 bis 2011 ist zu ihrem Vermächtnis geworden.
"Glückliche Liebe. Ist das normal,
ernst zu nehmen, ist das nützlich -
was hat die Welt von zwei Menschen,
die die Welt nicht sehen?
... "
Der Garten, in dem die Regentonne steht, ist phantastisch weit, reich und offen - eine Welt. In diesem Lyrikband geht es in die Natur mit all ihren kunstvollen Variationen des Lebens. Jan Wagner lässt den Giersch schäumen, dass einem weiß vor Augen wird, nimmt Weidenkätzchen und Würgefeige, Morchel und Melde, Eule, Olm und Otter ins poetische Visier, zoomt ran, überblendet assoziativ, bis der Blick sich weitet und man weiß, für einen Augenblick zum Wesen der Dinge vorgedrungen zu sein. Es ist immer wieder ein Wunder, wie es diesem Lyriker gelingt, Bilder zu schaffen, die in einem Halbvers Stimmungen heraufbeschwören - bis längst Vergessenes oder nie Gesehenes vor Augen steht.
Jan Wagner, geboren 1971 in Hamburg, lebt seit 1995 in Berlin. Er ist Lyriker, Übersetzer englischsprachiger Lyrik, freier Rezensent (Frankfurter Rundschau u.a.) sowie bis 2003 Mitherausgeber der internationalen Literaturschachtel Die Aussenseite des Elementes. Zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften.
2009 erhielt er das Stipendium des Lessing-Preises, 2011 wurde er mit dem "Kranichsteiner Literaturpreis" und dem "Friedrich-Hölderlin-Preis" ausgezeichnet und 2013 mit dem "Paul Scheerbart-Preis" für seine sprachliche Präzision und sein Feingefühl für den hintersinnigen Witz der Lyrik des Briten Simon Armitage. 2014 erhielt Jan Wagner den "Mörike-Preis" für seinen "Nie versiegenden Einfallsreichtum".
Jan Skácel ist ein Dichter aus Mähren. Trakl und Huchel sind seine Vorbilder. 1989 erhielt er den Petrarca-Preis. Helmuth de Haas schreibt 1967 anläßlich der ersten Auflage von "Fährgeld in Charon" in der "Welt der Literatur": "Jan Skácel ist ein hellsichtiger, bildkräftiger Poet... Er hat die äußerste Verkürzung von abstrakter und konkreter Wirklichkeit erreicht und blickt zufrieden wie ein Kormoran; mehr nicht, mehr gibt es nicht. Mehr muß denn auch nicht sein ...."
"Doch das fließende Grenzgebiet, Wirklichkeit, wo ist's?"
In der kompakten Form acht- und zwölfzeiliger Gedichte hatte Christian Lehnert seine "Pneumatologie" einer spirituellen Naturerfahrung zuletzt verdichtet (Aufkommender Atem, 2011), und mit derselben Form setzt er in seinem neuen, sechsten Gedichtband wieder an. Konsequent aber wächst die Form diesmal gegen die minimalistische Verdichtung auf, über Sonette hin zu dynamischen Zeilen und Strophen voll hexametrischer Rhythmen. Die Weitung der Form bedeutet zugleich eine Annäherung an größere Formationen der Wirklichkeit. Das Gedicht bewegt sich über die Erfahrung von Landschaft und Kulturnatur zielstrebig hinaus, arbeitet sich auf Schotter und Gleisen voran, passiert Transportmittel, Maschinenparks, Depots und Halden, durchquert Brachen und steuert durch Kanäle und Schleusen in Richtung eines vorerst imaginär bleibenden Stadtkerns. Wie die Mitte selbst aber erreichen? In einer Coda reißt Lehnert diese Frage mit drei Langgedichten zu drei Worten Martin Luthers als Sprachproblem auf: Dichtung als ein unablässiges Ringen um solche Worte und damit um den Zugang zur Mitte - ein unabschließbarer Versuch, doch ermutigt durch den festgegründeten Satz: "Solange ich Atem hole, ist Zeit."
Christian Lehnert, geboren 1969 in Dresden, studierte Religionswissenschaften, Orientalistik und Theologie. Nach dem Studium an der Hebräischen Universität in Jerusalem lebt er in Dresden und Berlin; 1995 erhielt er den Förderpreis zum Leonce- und Lena-Preis.
- Rainer-Maria Rilke
- Die Gedichte. Rilkes lyrisches Werk in einem Band
- Insel Verlag 2014
- ISBN 978-3-458-17333-5
- € 20.00

Rainer Maria Rilke hat mit seiner Lyrik ein Werk geschaffen, das in seiner Gesamtheit zum Grundbestand der deutschen Literatur gehört und zugleich, über die Zeiten hinweg, populär geblieben ist. Seine Texte sind ein nicht abreißender poetischer Gedankenstrom um die großen Fragen der Menschheit, und die Eleganz und die Widerständigkeit ihrer Sprache machen sie, einmal gelesen, zu Lebensbegleitern, die einen immer wieder wie eine geliebte Melodie gefangennehmen. Die Ausgabe wird ergänzt durch eine ausführliche Zeittafel, die einen raschen Überblick über Rilkes Leben und Werk erlaubt.
Den Band eröffnet das erste überlieferte Gedicht des achtjährigen René, und er schließt mit seinem letzten, auf dem Sterbebett verfaßten Gedicht. In bisher unerreichter Vollständigkeit werden Rilkes sämtliche Gedichte der Reifezeit geboten und von den Jugendgedichten all jene, die von Rilke zu Zyklen zusammengestellt wurden.
Berlin 1912: Im Romanischen Café sitzen die Künstler, die Berliner Boheme. Else Lasker-Schüler gehörte berühmt-berüchtigt dazu. Sie hat wieder einmal Liebeskummer; ihr Mann Herwarth Walden hat sich von ihr getrennt und ist nach Norwegen gereist. Sie schreibt Briefe an den "lieben Nordpolforscher", sie schreibt Gedichte, sie macht ihre Verlassenheit zu einem Spiel, macht ihre Zeitgenossen zu Mitspielern, was denen gar nicht gefällt. Ihr ist das egal.
Die hier ausgewählten Briefe und Gedichte erzählen vom Berliner Künstlerleben, vom Café des Westens, wo sich die literarische Boheme versammelt und sich die Freunde treffen, und sie beschreiben nicht zuletzt das Leben einer radikalen Dichterin, die sich als Künstlerin behaupten muss.
Für die Schauspielerin Angela Winkler, die mit dieser Textrevue aufgetreten ist, ist die unbeugsame Dichterin immer wieder eine Entdeckung: "eine Energiequelle, ein Paradiesvogel! Von denen gibt es nicht viele".
"Die Rosen fliegen mir aus dem Haar
Und mein Leben saust nach allen Seiten,
So tanz ich schon seit tausend Jahr,
Seit meiner ersten Ewigkeiten."
- Andreas Altmann
- Die lichten Lieder der Bäume liegen im Gras und scheinen nur so. Gedichte
- Poetenladen 2014
- ISBN 978-3-940691-52-1
- € 17.80

Andreas Altmann lässt in diesem Gedichtband die Magie in den Worten aufscheinen. Die Natur und die sich darin spiegelnden geis tigen Dimensionen werden zu einem schwebenden Spiel aus Melodik und Rhythmik. Dabei entgehen dem Blick nicht die zivilisatorischen Brachen, leere Fabrikhallen oder still gelegte Bahnhöfe, geborstener Beton, Rudimente einer vergessenen Zeit und Indizien einer Vergangenheit, die Teil des Naturbildes werden. Die magische Schönheit verdankte sich der Intensität der Bilder, so schrieb die FAZ.
Andreas Altmann wurde 1963 in Hainichen (Sachsen) geboren. Von 1993 bis 1996 absolvierte er ein sozialpädagogisches Studium und arbeitete als Schriftsetzer, Orchesterwart und Betreuer geistig behinderter Menschen. Andreas Altmann veröffentlichte mehrere Gedichtbände. Er wurde unter anderem mit dem "Christine-Lavant-Lyrikpreis", dem "Erwin-Strittmatter-Preis", der "Schiller-Ehrengabe" sowie dem "Literaturpreis" des Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Andreas Altmann lebt in Berlin.
Endlich: Marcel Beyer legt einen neuen Gedichtband vor. Mit dem Titel ist der Hinweis auf die motivische Klammer gegeben: Materialität. Dinge, ob Blume, ob Feder, ob Scheiße oder Abendland, die sich bei den Kollegen aus allen Zeiten finden und neu integrieren lassen; die Körnung der unterschiedlichsten alltäglichen wie politischen Stimmen. Solche Mehrstimmigkeit ist für Marcel Beyer das einzig wirksame Gegengift gegen den ganzen monolithischen, den fanatischen, den faschistischen und chauvinistischen Schwachsinn in der Poesie und das Reden darüber.
Materialität als unterscheidendes Merkmal der anderen Künste, deren Echowirkung diese Gedichte einfangen: das von Photographien angeregte Schreiben, das Schreiben mit der Perspektive, dass ein entstehendes Gedicht von einer fremden Stimme vorgetragen werden wird, und dazu gesungen.
Was ist die Gegenwartslyrik? Tadeusz Dabrowski vergleicht sie mit einer Fledermaus, die in Dachkammern wohnt, am Tag schläft und in der Nacht jagt. "Früher glaubte man, sie nähre / sich von Menschenblut, aber sie / ist mit einer Fliege zufrieden, / mit einem Maikäfer oder Falter." Die Dichtung muss sich in der Gegenwart also ihre Existenz und ihr Geheimnis selber erarbeiten. Die Art und Weise, wie Dabrowski das tut, ist wunderbar: witzig und klug, ironisch, philosophisch und immer überraschend betrachtet der junge Lyriker aus Polen die Welt. Und die Welt entdeckt diesen Dichter in der Übersetzung von Renate Schmidgall als einen ihr angemessenen Porträtisten.
Tadeusz Dabrowski, geboren 1979 in Elblag, Polen, hat fünf Gedichtbände und eine einflussreiche Anthologie zur jungen Gegenwartslyrik Polens veröffentlicht. Er gehört zu den angesehensten Dichtern seines Landes. Seine Gedichte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. In Deutschland gewann er 2008 den Hubert Burda Preis für junge Lyrik, zahlreiche Publikationen in deutschen Zeitschriften (u. a. Akzente, EDIT, Sprache im technischen Zeitalter) folgten. 2009 wurde ihm einer der wichtigsten und ältesten polnischen Literaturpreise, der Kocielski-Preis, verliehen. Zbigniew Herbert, Adam Zagajewski, Wislawa Szymborska und Andrzej Stasiuk gehören zu den Preisträgern der vergangenen Jahre. Dabrowski lebt in Danzig und arbeitet als Redakteur der Literaturzeitschrift Topos.
- Arsenij Tarkowski
- Reglose Hirsche. Ausgewählte Gedichte
- Edition Rugerup 2014
- ISBN 978-3-942955-40-9
- € 19.90

Die Pappel entläßt ihre Flocken, tropfenschwerer Tau, ein Kügelchen Flüssigkeit im Leib des Falters und das Wort, das durch die Steppe streift mit Arsenij Tarkowskis Poesie schlagen wir das Buch der ewigen Wunder auf und treten ein in den "weißen, weißen Tag". Traum und Wirklichkeit, Sinn, Vergeblichkeit und das Ewige, die Erinnerung an die Kindheit und an eine geheime Liebe, an "jene, die er zärtlich und unglücklich liebte" das sind Themen des bedeutenden russischen Dichters Arsenij Tarkowski (1907-1989). Weltweite Bekanntheit erlangte er durch die Filme seines Sohnes, des russischen Filmregisseurs Andrej Tarkowski, der in seinen Filmen einzelne Gedichte zitiert. In der Edition Rugerup erscheint erstmals eine zweisprachige Auswahl aus dem umfangreichen Werk in neuer Übertragung.
Herausgegeben und Übersetzung: Martina Jakobson
Milo De Angelis ist eine der großen Stimmen der zeitgenössischen Lyrik in Italien. Illusionslos und melancholisch erzählt er voller Demut vom einfachen Leben in den Vororten von Mailand, vom flüchtigen Einklang der Menschen mit der Welt. Schemenhafte Figuren sprechen in einem Auto, einer Trambahn oder einem Bahnhof miteinander, Paare, die sich meist missverstehen, vor dem Hintergrund urbaner Landschaften mit ihren Bars, Fußballfeldern und neonbeleuchteten Kiosken. De Angelis, der hier eine Auswahl seiner besten Gedichte vorstellt, weiß, dass die Poesie selbst nur ein "Talisman des Nichts" ist, die es dennoch zu behaupten gilt.
- Anna Achmatowa
- Ich lebe aus dem Mond, du aus der Sonne. Liebesgedichte
- Insel Verlag 2013
- ISBN 978-3-458-20003-1
- € 15.00

Über den Dichter Nikolaj Gumilijow, der ihr erster Ehemann werden sollte, sagte sie: "Ob ich ihn liebe, weiß ich nicht, aber ich glaube es." Über ihr Heimatland, in dem ihre Gedichte jahrzehntelang nicht gedruckt, ihre Angehörigen verbannt und ermordet wurden, sagte sie: "Ich kenne überhaupt kein Land, in dem man Gedichte mehr lieben würde als in unserem und wo man sie mehr brauchen würde als bei uns." Anna Achmatowa ist die berühmteste Dichterin der UdSSR und Russlands geworden, verehrt von ihren Lesern, hochgeschätzt von den Kolleginnen und Kollegen. Der vorliegende Band versammelt ihre hundert schönsten Liebesgedichte. Sie handeln von Freude und Leid, Erwartung und Enttäuschung, Erfüllung und Traum: "Ich lebe aus dem Mond, du aus der Sonne." Jutta Bauer hat die Anthologie mit ihren unverwechselbaren Illustrationen zu einem idealen Geschenkbuch für gegenwärtige und zukünftige Liebende gestaltet.
- Ernst Jandl
- Einer raus, einer rein. Die schönsten Gedichte
- Wagenbach 2013
- ISBN 978-3-8031-1238-5
- € 14.00

Ernst Jandl, geb. 1.8.1925 in Wien, Studium der Germanistik und Anglistik, Promotion 1950, langjährige Tätigkeit als Gymnasiallehrer, lebte in Wien. Seit 1954 Freundschaft und Zusammenarbeit mit Friederike Mayröcker. Er erhielt unzählige literarische Auszeichnungen, darunter den Peter-Huchel-Preis (1990), das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1990), den Kleist-Preis (1993), den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (1995) sowie den Georg-Büchner-Preis (1984). Ernst Jandl ist im Jahr 2000 gestorben.
Wislawa Szymborska, "die Erste unter den Lyrikerinnen Polens" (Julian Przybos), studierte in Krakau polnische Philologie und Soziologie. 1952 erschien ihr erster Gedichtband. Sie ist Preisträgerin der Stadt Krakau (1955). 1991 erhielt sie den Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, 1995 den Herder-Preis. 1996 wurde sie mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet - für eine Poesie, die mit ironischer Präzision den historischen und biologischen Zusammenhang in Fragmenten menschlicher Wirklichkeit hervortreten läßt. Wislawa Szymborska verstarb 2012 in Krakau.
"Ich werde still sein; doch mein Lied geht weiter", so schreibt Mascha Kaléko in ihrem Gedicht "Letztes Lied". Ihren hundertsten Geburtstag (2007) nehmen wir zum Anlass, die beliebte Lyrikerin mit einem Geschenkbuch zu feiern, um ihr Lied wieder neu erklingen zu lassen.
Herausgegeben wird der Band, der die hundert schönsten Gedichte versammelt, von ihrer Erbin und Vertrauten Gisela Zoch-Westphal zusammengestellt hat.
Große Wunderwerke aus Sprachgewalt und Zartheit sind die Romane von Oleg Jurjew. Dass seine in der russischen Heimat hoch gepriesenen Gedichte bisher kaum auf Deutsch zu lesen waren, ist ein editorischer Mangel, der jetzt endlich behoben wird. Der Band "In zwei Spiegeln" versammelt Gedichte aus über dreißig Jahren, er zeigt Oleg Jurjews poetische Weltvermessung zwischen Bitterkeit und Ironie, zwischen dem Erhabenen und dem Alltäglichen und nicht zuletzt zwischen den Lebensstationen Leningrad und Frankfurt. Virtuos bewegen sich die Gedichte durch Stile und Zeiten, sie rufen russische Lyriker als literarische Kronzeugen auf und gewinnen bei alledem eine ganz eigene Sprache. Über uns das "versteinerte Delta" des Himmels, neben uns die "Kampfkutsche Hummel" oder die "blassen Bajonette" der Bäume. Wenn Oleg Jurjew über die Natur, die Kunst oder die Geschichte schreibt, dann schimmern seine Metaphern metaphysisch, um sich am Ende doch keinen Illusionen hinzugeben. Dass Oleg Jurjews "In zwei Spiegeln" gleich noch einmal gespiegelt wird, verdankt sich großartigen Übersetzern wie Olga Martynova, Elke Erb und Gregor Laschen, die ihrerseits Dichter sind.
Die Verse der Kapitäns«, »Zwanzig Liebesgedichte« und »Der rasende Schleuderer« sind die drei wichtigsten Liebesgedichtzyklen im Werk des Nobelpreisträgers Pablo Neruda. Sie werden hier in einer vollständigen zweisprachigen Werkausgabe vorgelegt.
- Wislawa Szymborska
- Glückliche Liebe und andere Gedichte. Gedichte
- Suhrkamp 2012
- ISBN 978-3-518-42314-1
- € 18.95

"Szymborska ist ein Phänomen der Unwiederholbarkeit, ganz gleich, ob wir die Trauer, den Tiefsinn oder den wunderbaren Humor ihrer Gedichte auf uns wirken lassen", sagte Karl Dedecius, der Freund und Übersetzer der Dichterin. Den staunend-ungläubigen Blick auf das Leben, jenes Spiel mit ungelernten Regeln ihn hat sie bis zuletzt in jedem Gedicht neu ausprobiert. Aus den Kinderfragen nach dem Hier und Anderswo, nach dem Gewesenen und dem Möglichen formt sie Gebilde von berührender Aufrichtigkeit. Der Band mit Gedichten aus den Jahren 2005 bis 2011 wurde noch mit Wislawa Szymborska zusammen geplant. Nun ist er zu ihrem Vermächtnis geworden.
Wislawa Szymborska, "die Erste unter den Lyrikerinnen Polens" (Julian Przybos), studierte in Krakau polnische Philologie und Soziologie. 1952 erschien ihr erster Gedichtband. Sie ist Preisträgerin der Stadt Krakau (1955). 1991 erhielt sie den Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, 1995 den Herder-Preis. 1996 wurde sie mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet - für eine Poesie, die mit ironischer Präzision den historischen und biologischen Zusammenhang in Fragmenten menschlicher Wirklichkeit hervortreten läßt. Wislawa Szymborska verstarb 2012 in Krakau.
Kerstin Beckers sind poetische Brenngläser, die ins Innere zeigen, in ein verdrehtes, modernes Leben.
Kerstin Becker, geboren 1969 in Blumenberg (Saale), schreibt Gedichte, Prosa und Kindertexte. Sie lebt in Dresden.
Thilo Krause legt mit "Und das ist alles genug" sein Debüt in der Reihe Neue Lyrik (Kulturstiftung des Freistaates Sachsen) vor. "Still, unaufgeregt sind die Gedichte von Thilo Krause dem Alltag auf der Spur", so schrieb Raoul Schrott. Es sind Texte, die sich ohne viel Gepäck auf den Weg machen, Geschichten in Verlangsamung, genauso schnörkellos wie überraschend. Thilo Krause genügt es, sich an die alltäglichen Dinge zu halten, sie heraufzuholen und leuchten zu lassen. In Thilo Krauses Gedichten finden sich Naturerleben und Landschaften gespiegelt, die wiederum den Resonanzraum für Reflexionen und Erinnerungen bilden.Mit "Und das ist alles genug" legt Thilo Krause sein Debüt in der Reihe Neue Lyrik (Kulturstiftung des Freistaates Sachsen) vor. "Still, unaufgeregt sind die Gedichte von Thilo Krause dem Alltag auf der Spur", so schrieb Raoul Schrott. Es sind Texte, die sich ohne viel Gepäck auf den Weg machen, Thilo Krause genügt es, sich an die alltäglichen Dinge zu halten, sie heraufzuholen und leuchten zu lassen.
Nach Jahren des selbstgewählten Pariser Exils ist Adam Zagajewski nach Polen zurückgekehrt, in seine alte Heimat Krakau, die Stadt süßer Kuchen,/ bitterer Schokolade und schöner Beerdigungen . Dennoch ist ihm die Unruhe, die den Wanderer antreibt , geblieben. In seinen Gedichten ist Zagajewski immer unterwegs: Ob er den Flug der Mauersegler beobachtet oder seinen alten Vater, der das Gedächtnis verloren hat, ob er von der Natur oder Geistigem spricht, von Enthusiasmus oder Melancholie. Die Dichter bauen ein Haus für uns - doch sie selbst/können darin nicht wohnen , schreibt er am Ende dieser persönlichen Auswahl seiner besten Gedichte aus den letzten zehn Jahren.
Die Kindheit ist eine notwendige Bedingung des Staunens. Ist sie erst vorüber, fällt es schwer, sich der Routine des Alltags zu entziehen. In den Gedichten Thomas Rosenlöchers, die in diesem Band versammelt sind, gelingt dies, in jenen aus den Jahren 1988- 1996 wie in den neuen Gedichten. Immer wieder steht die Zeit für einen Moment still, dehnt der Augenblick des Staunens gegen das Alltägliche sich zur Ewigkeit, ob beim Lauschen eines "Allegro Confusio" oder im Schein des Amsterdamer Rotlichts. Vielleicht ja deshalb, weil uns die Kindheit nie ganz verloren geht.
Nichts ist wie Schnee. Der Schnee, der dort, wo er fällt, die Landschaft übernimmt. Sie verändert und gleichzeitig transzendiert. Schnee hat etwas Absolutes, etwas Klares, etwas Immenses. Das, "was / wir uns entschlossen / Schnee zu nennen" (Günter Kunert), ist eine Textur der Schönheit und zugleich des Fremden. Ein Phänomen mit magischer Qualität.SCHNEEGEDICHTE bringt neunzig deutschsprachige Dichter der letzten hundert Jahre zusammen, die diesem Phänomen nachspüren. Die dem Schnee Raum geben und diesem Raum eine Sprache - voller neuer Bilder und ungehörter Worte. Schnee kann hier alles sein, und alles kann Schnee sein, erratisch und unfassbar.So wie es um Schnee geht, als Kontrastmittel oder Verstärker, als Element der Gefühlswelt oder der Zauberhaftigkeit, so geht es auch um ein Panorama der Lyrik des letzten Jahrhunderts. Es ist immer Schnee, aber er ist immer anders. Funkelnd und vielschichtig und überraschend. Ein Buch, das über etwas scheinbar Vertrautes interessante Einblicke in poetische Individualität gewährt.
Herausgegeben von Ron Winkler
Die aus dem Kärntner Lavanttal stammende Christine Habernig (1915-1973) ist als Christine Lavant zu einer der großen Dichterinnen deutscher Sprache geworden. Thomas Bernhards Auswahl gilt dem elementaren "Zeugnis eines von allen guten Geistern mißbrauchten Menschen als große Dichtung, die in der Welt noch nicht so, wie sie es verdient, bekannt ist".
Christine Lavant, geboren 1915 in St. Stefan im Lavanttal, Kärnten, lebte mit Ausnahme von zwei Jahren im Geburtsort. Sie schrieb Lyrik und Prosa und erhielt zahlreiche Preise. 1954 und 1964 den Georg-Trakl-Preis für Lyrik und 1970 den Großen Staatspreis für Literatur. Die Autorin verstarb 1973.
Es ist nur dieser kleine Ausschnitt im Hof/ ein Stück Aussicht, die ich habe von meinem/ Fenster ... Volker Sielaff ist ein bescheiden auftretender Dichter der leisen Töne. Dagegen aber steht das ungewöhnlich vielstimmige Konzert der Lobeshymnen, das seinen Debütband "Postkarte für Nofretete" begleitet hat: Welt, Süddeutsche, taz, Frankfurter Rundschau, von Michael Braun bis Joachim Sartorius, man feierte einstimmig den Dichter des "Verschwindens im Bild". In der luxbooks.lyrik erscheint nun der lang erwartete zweite Band Sielaffs.
Volker Sielaff (Jg. 1966) wurde in Großröhrsdorf geboren. Seine Gedichte sind in zahlreichen Zeitschriften und in einflussreichen Anthologien wie Lyrik von Jetzt I erschienen und vielfach übersetzt. Sein erster Gedichtband "Postkarte für Nofretete" erschien 2003. 2007 wurde ihm der Lessing-Preis verliehen. Seine Rezensionen und Porträts erscheinen im Tagesspiegel und den Dresdner Neuesten Nachrichten. Sielaff lebt mit seiner Familie in Dresden, wo das von ihm mitbegründete Literaturforum Dresden regelmäßig Lyriklesungen organisiert.
- Axel Helbig (Hrsg.)
- Es gibt eine andere Welt – Neue Gedichte. Eine Anthologie aus Sachsen. Andreas Altmann / Axel Helbig (Hrsg.)
- Poetenladen 2011
- ISBN 978-3-940691-23-1
- € 24.80

Sachsen – ein Land der Dichter. Das ist immer wieder zu hören oder zu lesen. Mit der vorliegenden Anthologie haben die Herausgeber versucht, dieser begründeten Vermutung nachzugehen. Dabei ist ein gleichermaßen lesbares wie umfassendes Gedichtbuch entstanden, das die Qualität eines Standardwerks besitzt. Es bekennt sich zu seiner literarischen Verortung in Sachsen und zeigt zugleich ein überregionales dichterisches Panorama auf. Der Leser mag staunen, wie viele Dichter ihm hier begegnen, die die deutschsprachige Gegenwartsdichtung schlechthin präsentieren.
„Was das Unverwechselbare dieser Anthologie auszeichnet: dass sich plebejische Haltung und höchster Kunstanspruch, Geschichtsbewusstsein und Aufmerksamkeit für Lebensmomente, pure Sinnlichkeit und philosophisches Zweifeln, melancholische Ironie und visionäres Trotzdem im Gedicht verbünden können.“ (Aus dem Nachwort von Peter Geist)
- Undine Materni
- Das abwesende Haus meines Vaters. Ein unruhiges Familienbild
- Projekte-Verlag Cornelius 2011
- ISBN 978-3-86237-681-0
- € 9.80

Bildhaft und ausdrucksstark schildert die Autorin in diesem Buch Episoden aus der Geschichte einer Familie. Durch Erzählungen und Gedichte lässt sie den Leser an dem Leben der einzelnen Personen teilhaben. Da hat eine Frau mit Ende Fünfzig nach zwei gescheiterten Ehen schon lange mit ihrem Leben abgeschlossen. Verschanzt hinter ihrer Kissenburg hat sie sich Bett und Küche zu ihrem Lebensmittelpunkt gewählt. Ihre Eltern, die Mutter gutmütig und alle umsorgend, der Vater, gezeichnet vom Krieg; ihre Töchter, beide hochintelligent und schon lange weggezogen, sowie ihr Enkelsohn kommen, jeder mit eigener Sichtweise, zu Wort.
- Rolf Dieter Brinkmann
- Vorstellung meiner Hände. Frühe Gedichte
- Rowohlt 2010
- ISBN 978-3-498-00667-9
- € 16.00

Es hätte das eigentliche Debüt des Lyrikers Rolf Dieter Brinkmann werden sollen: der Gedichtband "Vorstellung meiner Hände", 1963 geschrieben, doch seinerzeit vom Verlag abgelehnt. Interesse hatte man an der Prosa des Autors, nicht an Gedichten, die sich von allem unterschieden, was damals als Lyrik galt. "Die Erde ist ein Sarg", "Rondo für Maleen", "Die hohen Feste des Luis Buñuel", "Die Bombe in meinem Kopf", aber auch "Ihre schönen Knie", schon die Titel verraten: Die Verse des 23-Jährigen enthalten bereits den unverkennbaren Brinkmann-Sound, vielleicht etwas roher, beredter, persönlicher, expressiver als später publizierte Texte des Autors.
Was Georg Klein vor drei Jahren in der "Süddeutschen Zeitung" über Rolf Dieter Brinkmann schrieb, trifft auch für die neu aufgefundenen Gedichte zu: "Fast kindlich tastende Beschreibungspassagen wechseln mit Stücken, in denen die ganze Radikalität seiner Wahrnehmungsreflexion und das merkwürdig verstockte, fast lauernde Potenzial seiner poetischen Möglichkeiten aufleuchten."
Rolf D. Brinkmann, geb. 16.04.1940 in Vechta, begann Brinkmann 1959 eine Buchhandelslehre in Essen. Seit 1962 in Köln; Pädagogikstudium., dann freier Schriftsteller. Aufenthalte in Rom (Villa Massimo), London, Gastdozent in Austin/Texas. Brinkmann flüchtete sich in die Rolle des provozierenden Rebellen, für den das Leben 'etwas unvorstellbar Gemeines, Viehisches' war: einerseits Auflehnung gegen die biologischen Gegebenheiten des Daseins und Abscheu vor dem Leben, andererseits Faszination und Zustimmung. Sein Credo 'Ich bin für den einzelnen.' Brinkmann machte die amerikanische Pop-Lyrik in Deutschland bekannt und wurde selbst der führende Pop- und Underground-Lyriker Deutschlands in den 60er Jahren. Brinkmann wurde 1975 mit dem Petrarca-Preis ausgezeichnet. Er starb am 23. 4.1975 in London.
Friederike Roth setzt mit Ihrem neuen Buch eine Zäsur: Sie setzt neu an. Und zugleich thematisiert "Abendlandnovelle" diesen Neubeginn, denn sie handelt vom Wagnis, einen Anfang zu setzen im klaren Bewußtsein, daß jeder Anfang sein Ende immer schon mit sich führt, daß der erste Satz eines Textes zwangsläufig mit dem letzten Satz endet: "Im endlosen Anfangsgewirbel / dem riesigen Reservat aller Aufbruchsvisionen / aller Optionen auf alles / auf denkbar und undenkbar Mögliches / das bodenlose Entsetzen: / der einmal gemachte Schritt / verdirbt jeden anderen." Zwischen Anfang und Ende tauchen die ewig alten Fragen auf, "die handeln von Gott und der Welt / und dem Tod und der Liebe / von Leben Kunst Geld." Und was, wenn alle zwischen Anfang und Ende ausgespannten, ausgebreiteten, ausgemärten Geschichten, alle Lebens- und Textgeschichten, sich als Wiederholungen in endlosen Variationen erweisen? Wenn das Wagnis zum Schrecken wird vor den bekannten Zwangsläufigkeiten von Ereignisketten, vor deren Ende man vielleicht doch lieber stumm bliebe? "War immer schon / Zerstörung und Rekonstruktion / und Neukonstruktion und wieder Zerstörung / Menschenhandwerk, warum taugt es dann auch / für üppig nutzlose Schönheit?"
Wäre da nicht eben doch "eine Ahnung von Gelungenheit ohne Bedrohung etwas wie blauer Himmel", das uns mit unseren Sätzen weitertreibt dorthin, wo aber wieder "alle auf alle treffen", wo Väter schreien, Mütter weinen, jeder jeden kennt und man sich doch ganz und gar fremd ist: "Nie wollte man dahin kommen / nie, und ist eben doch / immer schon mittendrin".
Steht ihnen das grüne Kleid? Hatten Sie es wirklich eilig vor der rot leuchtenden Ampel? Welche Farbe verbinden Sie mit dem Wort „Stille“? Farben gehören zu den unmittelbaren persönlichen Erfahrungen. Gleichzeitig entziehen sie sich am äußersten Rand ihrer Mitteilbarkeit und sind in unserer Lebenswelt doch Kommunikationsmittel. Eng an Gefühle geknüpft, sind Farbtöne Binde-glieder zwischen den Künsten. In den Nuancen wirken sie als Licht, ohne das wir nicht lebensfähig wären. Farben, die uns im Spektrum in bestimmten Wellenlängen begegnen, Zeugen unserer Vergangenheit, die sich mit physikalischen Mitteln nur bedingt beschreiben lassen. Sprache mit Licht und Farbe zu sehen, Worträumen andere Dimensionen zu geben als Ort und Zeit, welche Form würde sich besser eignen als Poesie?
Eine Hummerfischer-Sack voller Geschichten! Boys Urgroßvater ist der beste Geschichtenerzähler der Welt - und deshalb ist Boy überglücklich, dass er ihn besuchen kann. In der alten Hummerbude machen es sich die beiden dann auch gleich gemütlich und dichten und erzählen, was das Zeug hält. Dabei wird ein Satz über eine Maus so lang wie ein Rattenschwanz, ein Segelflicker mit zwei Worten zum König von Neapel, und Nirgendwo zu einem Königreich!
- Hakan Sandell
- Tagebuch, Abendwolken. Gedichte
- Edtion Rugerup 2009
- ISBN
- € 19.00

Håkan Sandell wurde 1962 in Malmö geboren und ist einer der bedeutensten Lyriker Schwedens. Als Dichter geliebt und umstritten, geht er in seiner Poesie ganz eigene Wege, Eine innige Verehrung früherer Epochen vereinen sich mit Sprachdisziplin und modernen Themen, die manchmal ganz erstaunlich mit Traditionen vermählt werden. Heute lebt Sandell in Oslo als Dichter und Herausgeber.
Ingeborg Bachmann, geb. 1926 in Klagenfurt, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der deutschsprachigen Nachkriegsgeneration. Ihr Werk umfaßt Romane, Kurzprosa und Lyrik, aber auch Übersetzungen aus dem Italienischen. 1964 wurde ihr der Georg-Büchner-Preis verliehen. Sie starb 1973 in Rom.
Wenn der Wind das Laub von den Bäumen reißt, wenn Sonnenstrahlen letzte Süße in den schweren Wein jagen, wenn Kraniche hoch über Stoppelfelder ziehen, wenn die Herbstesnebel wallen (Humphrey Hamster zum Gefallen...), dann schreiben die Dichter ihre schönsten Gedichte. Die Klassiker der besonders lyrischen Jahreszeit versammeln sich in diesem Bändchen.
- Volker Sielaff (Hrsg.)
- Der Humor der Wolken. Moderne Poesie aus Taiwan
- Taipei Book Fair Foundation 2009
- ISBN
- € 8.00

„Mir scheint das weiße Blatt eine schöne Metapher für die Übersetzung von Poesie und für das Dichten im allgemeinen zu sein“, schreibt Volker Sielaff in der von ihm herausgegebenen Sammlung moderner Poesie aus Taiwan „Der Humor der Wolken“. Da ist nicht an Versinterung gedacht,sondern eher an die Stille, in die Töne gemengt wird und das Unbunte, dem man Farben aufmalt. Das Gedicht ist jenes Gebilde, mit dem die Korrespondenz beginnt, dort, wo noch nichts ist, und es führt sie auf seine Weise je nach Kultur und Sprache und Individuum. Das taiwanesische Gedicht muß ein anderes sein und ist vom Grunde her wie jedes andere auch ein universelles. Gerade mal 12 Dichter/innen findet man in diesem Paperback, von acht Übersetzern übertragen. Es kann nur eine grobe erste Skizze sein, ein Appetizer. Ob auf den einsamen Alten Zhou Mengdie (geb. 1921), bei dem das Offensichtliche verschwimmt und die Realität zur Fähre wird, auf der man übersetzt von Moment zu Moment, oder auf die international schon bekanntere Hsia Yü (geb. 1956), die das sinnschwere Bauchreden mit Zufallsreden ersetzt (tatsächlich hat sie für ihren Gedichtband „Reibung: unaussprechlich“ den Vorgänger „Bauchrednerei“ Zeichen für Zeichen zerschnitten, Zeichen, die ja in der chinesischen Sprache für Morpheme, ganze Begriffe stehen, und völlig neu zusammengesetzt).
Es gibt einige lesenswerte Gedichte darin, und das macht bei einigen Autoren Appetit auf mehr. (Frank Milautzcki) fixpoetry.com: Dervollständige Text der Rezension von Frank Milautzcki
»Schlusslichter« von Petr Halmay ist eine knappe, lakonische Lebensbilanz eines Mittvierzigers. Seine Gedichte umspielen in feinen Tönen jene Zäsur in der Mitte des Lebens, wo die eigene Endlichkeit nicht nur bewusster, sondern vor allem auch stärker wahrgenommen wird. Elegisch gestimmte Orte – eine dahinkümmernde Sommerfrische, das Möbellager eines Theaters, hölzerne Bootshäuser – grundieren die still bewegten Bilder und Momentaufnahmen, in welche nach und nach erst der Sohn, dann der Vater, die Mutter und die eigene Frau auftauchen. Diese gewinnen zunehmend an Raum, sodass sich inmitten »des von keinem gesehenen Todes« eine zarte Verschiebung abzeichnet von der wehmütigen Stagnation hin zu einem in seiner Brüchigkeit glückenden Leben. Mit sicherem Gespür für Details, ja scheinbare Nebensächlichkeiten, kreiert Halmay eine Atmosphäre, die in ihrer Leichtigkeit und Melancholie jene entscheidenden existenziellen Zwischentöne einfängt, die das menschliche Sich-Selbst-Fremdsein sichtbar werden lassen und es in heilsamer Stille auffangen.
- Thomas Geiger (Hrsg.)
- Laute Verse. Gedichte der Gegenwart - herausgegeben von Thomas Geiger
- DTV 2009
- ISBN 978-3-423-24692-7
- € 14.90

Die Lyrik gilt derzeit als die Avantgarde der deutschen Literatur. So vital, so experimentierfreudig, so unterhaltsam, so klug wird derzeit nirgendwo sonst die Welt in Worte gefasst. Zwanzig Jahre nach der Wende hat sich eine neue Autorengeneration gebildet. Schädelmagie stellt die wichtigsten jungen Lyriker vor und bietet so einen profunden Überblick über die Lyrik der Gegenwart. Zudem gibt jeder Autor mit der Interpretation eines seiner Gedichte einen Einblick in seine Schreibwerkstatt. Mit Gedichten von Thomas Kling, Durs Grünbein, Marcel Beyer, Volker Sielaff, Christian Lehner, Jan Wagner, Marion Poschmann, Daniela Danz, Raphael Urweider, Kurt Aebli, Silke Scheuermann, Henning Ahrens, Sabine Scho u.a.
- Petr Hruska
- Jarek anrufen. Gedichte
- Pongratz 2008
- ISBN 978-3-931883-64-5
- € 8.00

Was in Petr Hruskas Gedichten besonders auffällt, ist sein Gespür für die geheimen Regungen zwischen Menschen. Sein genauer Blick auf Beziehungsgeflechte. Die Welt, von der er schreibt, scheint vertraut, aber der erste Eindruck täuscht. Hruskas Sprache lässt die Dinge unter unseren Augen zittern. Hruska schaut in die Ritzen der Wahrnehmung und lässt seine Leser staunen. Er kramt in unserer Sicherheit. Und findet Bilder, die wir so noch nicht kennen: vom Leben, das für ihn "übrig bleibt", wenn die Geliebte sich schlafen legt. Vom Licht, das die Zierkirsche vom Baum reißt. Die Welt der Familie. Die Gefahren, die im Alltäglichen lauern - davon unter anderem handelt Hruskas Poesie.
Kein Geringerer als der deutsche Lyriker Reiner Kunze hat Petr Hruskas Gedichte ins Deutsche übersetzt. Im Verlag Toni Pongratz ist eine feine, bibliophile Ausgabe dieser Gedichte erschienen, die den Titel "Jarek anrufen" trägt. Im Jahre 1998 erhielt Petr Hruska den Dresdner Lyrikpreis. Er ist Redakteur der Literaturzeitschrift "Host" und arbeitet am Institut für Tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaften Brno. Hruska lebt in Ostrava.
(Aus der Einladung zur Lesung im Stadtmuseum Dresden, November 2015)
- Joachim Sartorius
- Hôtel des Étrangers. Gedichte
- Kiepenheuer & Witsch 2008
- ISBN 978-3-462-04032-6
- € 16.95

Reisen, Erinnern, Meditieren neue Gedichte von Joachim Sartorius
"Seine Verse sind sehr emotional und dabei sehr intellektuell. Sie gehen präzise aufs Ganze, als sei die Nagelprobe auf die Liebe in der Poesie zu machen. Und umgekehrt." Angelika Overath, Neue Zürcher Zeitung
Nach fünf Jahren legt Joachim Sartorius einen neuen Gedichtband vor. Er bleibt darin seinen großen Themen treu. Das sind die Sinnlichkeit und die Vergänglichkeit, die körperliche Liebe und ihr großer Bruder, der Tod. So mündet dieser Band in einen Totentanz, in eine furiose Fahrt ins Totenreich. Trost spendet die Kunst. Viele der neuen Gedichte befassen sich mit realen oder imaginierten Bildern und singen Hymnen auf die visionäre Kraft der Malerei. Wieder ist der Orient präsent. Die "Städte des Ostens" sind fremde Orte, Grenzübergänge zu intimen Topographien; sie führen in ein riskantes, exquisites Metapherngelände. Das Reisen, das schmerzlich intensive Erinnern und das Meditieren "Am Arbeitsplatz" sind für Joachim Sartorius allesamt vielschichtiger Ausdruck für das Schreiben und geben Antwort auf die von ihm hartnäckig gestellte Frage nach dem besonderen Ort, den das Gedicht bereitstellt. CREDOUnd die Nächte, waren sie nicht lang?Dehnten sie sich nicht ringsum in dievon Sonne verprügelte Steppe? Ich kaufteSalzbarren, weiß wie Schneezikaden,Gebetsknochen. So gerüstet reisten wir.Die Sternengreise über uns, fünfmalschwerer als die Sonne, stäubten.Wir rissen uns am Kameldorn wund undglaubten an kommende Quellgebiete,bis wie von Nichts das Nichts sich öffnete.
- Joachim Sartorius (Hrsg.)
- Für die mit der Sehnsucht nach dem Meer
- Rowohlt TB 2008
- ISBN 978-3-86648-081-0
- € 18.00

Das Meer als Meer - die schiere Weite, die endlose, aber auch eintönige Wasseroberfläche - hat die Dichter nicht wirklich inspiriert. Die Phantasie entzündete sich an den wechselnden Horizonten, an der beweglichen Linie zwischen Wasser und Land, an den unberechenbaren Stimmungen, an Ruhe und Sturm. Das Unermessliche selbst war eher Projektionsfläche für Sehnsüchte, diente als Metaphernspeicher für den Ursprung, das Offene, das Abgründige, auch für das Glück über den Abgründen. Es waren die Romantiker, die das Meer zum Ort der Selbstentdeckung machten, Bilder und Klischees prägten, die bis heute fortwirken: Das Meer als Meer der Gefühle. In ihrem Gefolge haben die Psychologen die Anziehung des Meeres damit erklärt, dass es ein Spiegel der Seele sei. Das harrt noch der Forschung. Wir sind geängstigt und fasziniert zugleich. Das findet sich in vielen Meeresgedichten wieder, gerade im ausgehenden 19. Jahrhundert, bei Herman Melville und Walt Whitman, die das Dämonische und Unergründliche der See zu einer Zeit sangen, da wir noch nicht über die Ozeane fliegen konnten und diese Ozeane die Strategien der menschlichen Bewegung und Imagination vorzeichneten. Selbst heute, trotz der Domestizierung der Küsten und eines globalisierenden Strandlebens, bleibt das Meer Mysterium. Die Faszination des Elementaren hält an. «Alles ist Ufer. Ewig ruft das Meer», dichtete Gottfried Benn und meinte mit dieser Formel die Anziehungskraft des Offenen, des Ungebundenen für uns Beschränkte und Eingeschränkte.
- Rutger Kopland
- Dank sei den Dingen. Ausgewählte Gedichte 1966 - 2006
- Hanser Verlag 2008
- ISBN 978-3-446-23071-2
- € 14.90

Die Dinge, schreibt Rutger Kopland in einer seiner poetologischen Betrachtungen, "sagen uns nichts über sie selbst, außer dass sie immer schon da waren, da sind und immer da sein werden. Über uns sagen sie uns, dass auch wir aus Zeit geformt sind."
Kopland, 1934 in Goor geboren und emeritierter Professor für Psychiatrie, zählt zu den bedeutendsten Dichtern der Niederlande. Seine Dichtung widmet sich immer wieder dem Gegenüber: Wahrnehmung, Versprachlichung, Erfahrung von Wirklichkeitsverlust, Trennung und Liebe sind Hauptthemen seiner Gedichte. Für Kopland bedeutet das jedoch nicht, dass das Gedicht Speicher melancholisch-sentimentaler Betrachtungen der Vergänglichkeit zu sein habe: Es ist unverrückbar in der Gegenwart verankert.
Sie stellen sich den Fragen nach der eigenen Existenz: der Bausoldat, der sich in der monotonen Plackerei auf Rügen zwischen "Gleichschritt" und "Normzeit" abhanden zu kommen droht der Anpassungsvirtuose Erich Mielke, für den das Wort Ich ein "bloßes Stochern im Dunkel" ist oder Apostel Paulus, der auf das Komme vertraut und das Hier und Jetzt als Zwischenzustand begreift: "Wie ein Buchstabe, / aufgerissenes Auge, nicht von dem Buch wissen kann, / das ihn enthält, / kann ich nicht lesen, wo ich bin". Auf Moränen erklingen diese Stimmen, unter ihnen ein Berg von Erlebnissen und Geschichte, Gedankengeröll, das sich übereinanderschiebt. Christian Lehnert spürt in seinen Gedichtzyklen tastend, drängend den Identitätsfragen nach, wie sie vom Urchristentum bis in die Gegenwart reflektiert werden, und entfaltet ein Wortgewebe voll dunklem Glanz (Gerhard Kaiser).
Lesung mit dem Autor am 9. April 2008, 20 Uhr
- David Constantine
- Etwas für die Geister. Gedichte. Englisch-Deutsch
- Wallstein 2007
- ISBN 978-3-8353-0103-0
- € 19.00

»Dichtung wird aus Wörtern gemacht, und Wörter sind eine gängige Währung.«
David Constantines Gedichte in einer zweisprachigen Ausgabe.
Ein erheblicher Vorzug dieser Gedichte ist ihre Zurückhaltung. Nichts wird ausgestellt. Doch die Archive dahinter sind alles andere als leichtgewichtig. Edward Thomas, D. H.Lawrence, Keats und Hardy zählt Constantine zu den Autoren, die ihn beeinflusst haben, aber auch Goethe, Hölderlin und Kleist, die er ebenso übersetzt hat wie die Franzosen Michaux und Jacottet. David Constantines Schreiben ist auf diskrete Weise aufgeladen von der humanen Idee, dass ein Gedicht im Leser Sinn für ein freieres, vollständigeres und wahrhaftigeres Leben weckt.
(Verlagsinformation)
- Michael Braun
- Deutschlandfunk Lyrikkalender 2008
- Wunderhorn Verlag 2007
- ISBN 978-3-88423-280-4
- € 22.00

Lesen Sie täglich ein Gedicht! Jeden Tag des Jahres wird ein kurzer Lyrik-Text zweimal täglich in das Programm des Deutschlandfunks "eingestreut", in je unterschiedliche Sendungen eingeblendet. Jetzt können Sie "das Gedicht des Tages" und einen Kommentar dazu in unserem Kalender lesen: Ein Blatt für jeden Tag, auf der Vorderseite das Gedicht in wechselnder Farbe, mit übersichtlicher Datumsanzeige, den Kommentar auf der Rückseite. Die Auswahl - der Bogen spannt sich von der hochmittelalterlichen Dichtung bis hin zu ganz aktuellen Texten - besorgte der Heidelberger Literaturwissenschaftler Michael Braun, unübertroffen in seiner Kenntnis der deutschen Lyrik. Jedem Gedicht hat er einen Kommentar beigegeben, der den Text, seinen Autor und die Zeitumstände kurz und treffend, dabei einfühlsam umreißt.
24 Texte aus dem Deutschlandfunk Lyrikkalender 2007 haben wir in diesem Jahr für unser Adventskalender-Schaufenster ausgewählt!
„fahrt mit altem meister“ heißt in Reiner Kunzes neuem Gedichtband eine seiner poetischen Landschaften, wie er sie unnachahmbar mit wenigen Strichen zu malen versteht. Auch der Autor selbst zeigt in „lindennacht“ die reifste Meisterschaft: eine, die mit immer sparsameren, scheinbar immer kunstloseren Mitteln Kunst entstehen läßt. Jahrzehnte von Leben und Schreiben müssen auf diese Kunst hingearbeitet haben. (Jakub Ekier)
Die originären Sprachbilder dieses Lyrikbandes berühren durch ihre Einfachheit, Präzision und ein Äußerstes an Menschlichkeit. Unüberhörbar leise entwerfen die Gedichte Kindheitserinnerungen, sprechen über das Lieben und nähern sich dem Tod.
- Joseph Brodsky
- Haltestelle in der Wüste. Gedichte Russ.-Deutsch
- Suhrkamp 2005
- ISBN 978-3-518-22266-9
- € 11.00

Joseph Brodsky (1940-1996) gilt als der bedeutendste russische Lyriker der Gegenwart. Er mußte 1972 gegen seinen Willen seine Heimat verlassen und lebte seither in den USA. Doch seine Gedichte schrieb er weiterhin auf russisch. 1987 wurde ihm der Literaturnobelpreis verliehen. Die Themen von Brodskys Lyrik sind vielfältig: Leiden an der Welt, Liebe und Tod, Trennung und Einsammkeit. Seine Dichtung verbindet Klassizität der Form mit sprachlicher Modernität, wobei er historische, antike und biblische Figuren zur Darstellung individueller Erfahrung des heutigen Menschen verwendet. Brodsky, der gefordert hat, Gedichtbände müßten massenhaft an Tankstellen verkauft werden, um das Bewußtsein für Sprache wachzuhalten, schrieb über den von ihm verehrten englischen Lyriker W.H.Auden: 'Doch der Mensch ist, was er liest.'
Joseph Brodsky, geb. 1940 in St. Petersburg. Anfang der sechziger Jahre erschienen seine ersten Gedichte in sowjetischen Almanachen, hauptsächlich aber in der Untergrund-Publikation Sintakis. Im Juni 1972 wurde er aus der Sowjetunion ausgebürgert und lebte seither in den USA. Für ein literarisches Schaffen von umfassender Breite, geprägt von gedanklicher Schärfe und dichterischer Intensität wurde Joseph Brodsky 1987 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er starb 1996 in New York.
Eine Übersetzerin und vier der namhaftesten Lyriker in deutscher Sprache haben sich einer gewaltigen Aufgabe gestellt: Sie haben sämtliche Gedichte, die Yeats in mehr als 50 Jahren geschrieben hat, neu übersetzt. Damit liegt zum ersten Mal dieses reiche und in seiner poetischen Vielfältigkeit nicht zu überbietende lyrische Werk eines der bedeutendsten Dichter der europäischen Literatur in kongenialen Übersetzungen komplett auf Deutsch vor. Ein Meilenstein in der Veröffentlichungsgeschichte des genialen irischen Dichters.
Er beschwor die keltische Dämmerung und segelte in seinen Träumen nach Byzanz, er beutete sein Liebesunglück literarisch aus und lebte in einer eigenen esoterischen Welt. Er gründete ein Nationaltheater, besang den Freiheitskampf seines Volkes und wurde Senator des irischen Freistaats: William Butler Yeats (1865-1939) ist eine der vielseitigsten und widersprüchlichsten Gestalten der europäischen Moderne und unbestritten einer der ganz großen Dichter des 20. Jahrhunderts. In den fünfzig Jahren seines Schaffens haben ihn alle großen Zeitgenossen bewundert, für nachwachsende Lyrikergenerationen wurde er immer wieder zu einem der ihren.
1923 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
Sein reiches, wildes und mit äußerstem Formwillen geschriebenes lyrisches Werk liegt nun erstmals vollständig auf Deutsch vor in komplett neu erstellten Übersetzungen.
Dieser gewaltigen Aufgabe haben sich Marcel Beyer, Mirko Bonné, Gerhard Falkner und Norbert Hummelt, vier der besten deutschsprachigen Lyriker unserer Zeit, gestellt, dazu die Übersetzerin Christa Schuenke, die für ihre Übertragung der Sonette William Shakespeares gefeiert worden ist. Ihre kongenialen Übersetzungen treffen den Ton, den Yeats angeschlagen hat, in unserer heutigen Sprache. 35 Jahre nachdem William Butler Yeats zum ersten Mal im Luchterhand Verlag erschien, ist jetzt mit dem "deutschen Yeats" die Lebenssumme des großen Lyrikers endlich hierzulande zugänglich ein Meilenstein in der Veröffentlichungsgeschichte dieses großen irischen Lyrikers.
William Butler Yeats wurde am 13. Juni 1865 im irischen Sandymount bei Dublin geboren. Yeats studierte erst Kunst bevor er sich ab 1880 der Literatur zuwandte. Er lernte Oscar Wilde kennen und setzte sich sehr für die englischsprachige irische Literatur ein. William Butler Yeats gründete mit der Unterstützung von Lady Gregory 1899 das Abbey Theatres in Dublin, das spätere irische Nationaltheater und schrieb zahlreiche Stücke für sein Theater. Yeats schrieb Prosa, Lyrik, Dramen und Essays. 1923 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Am 28. Januar 1939 starb William Butler Yeats in Roquebrune-Cape-Martin, in der Nähe von Nizza.
Reiner Kunze, geb.1933 in Oelsnitz im Erzgebirge; Bergarbeitersohn, Studium der Philosophie und Journalistik in Leipzig. 1977 Übersiedlung in die Bundesrepublik. Er erhielt zahlreiche Literaturpreise, u. a. den Büchner-Preis, den Trakl-Preis, den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg sowie den Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung. Seine Lyrik und Prosa wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Im Mai 2004 wird Reiner Kunze der Preis 'Premia Bohemica' verliehen. Die Gemeinschaft der Schriftsteller Tschechiens vergibt die Auszeichnung an "ausländische Übersetzer, die sich um die tschechische Literatur besonders verdient gemacht haben". Reiner Kunze hat immer wieder Übertragungen aus dem Tschechischen veröffentlicht, Werke von insgesamt über 60 Autoren hat er im Laufe der Jahre übersetzt. 2009 wurde ihm der Thüringer Literaturpreis verliehen.
Der vorliegende Band vereinigt das gesamte poetische Werk Friedrich Hölderlins in chronologischer Reihenfolge, einschließlich der Entwürfe, größeren Fragmente und Skizzen, der Bruchstücke und Notizen. Dem Gedichtwerk beigefügt ist der Hyperion .
- Johannes Bobrowski
- Im Strom. Gedichte und Prosa
- Wagenbach 2001
- ISBN 978-3-8031-1112-8
- € 13.90

Johannes Bobrowski der Dichter und Chronist "Sarmatien", der Landschaft zwischen Ostpreußen und Litauen, wird hier in einer repräsentativen Auswahl vorgestellt. Es sind die wichtigsten Gedichte aus den drei Lyrik-Bänden Sarmatische Zeit, Schattenland Ströme und Wetterzeichen; die beiden ersten erschienen zu Lebzeiten des Autors, den letzten stellte er noch zusammen. Und es sind neun charakteristische Erzählungen aus den beiden Prosa-Bänden Mäusefest und Der Mahner. Mit einem Nachwort von Klaus Wagenbach und den Lebensdaten. Im LeseOhr finden Sie eine Originalaufnahme des Autors aus den sechziger Jahren als CD.
- Mariusz Grzebalski
- Graffitti. Gedichte. Polnisch-Deutsch
- Edition Korrespondenzen 2001
- ISBN 978-3-902113-08-5
- € 19.20

Lebensträchtigkeit, die erstaunt, verstört, befremdet und wieder versöhnt, zeichnet die Arbeit des jungen polnischen Dichters Mariusz Grzebalski aus. Das Nebeneinander von Liebe und Tod, Glück und Grauen, Alltag und Abgehobenheit, Traum und drastischer Realität, jeweils mit einer Dosis Absurdität, einer überraschenden Wendung, Erkenntnis oder auch lakonischer Resignation versehen, besticht und berührt gleichermaßen. Aus dem Spannungsfeld zwischen Phantasie und Konkretum, Sinn und Sinnlichkeit gewinnt diese Lyrik ihre Dynamik und Überzeugungskraft.
Mariusz Grzebalski, geb. 1969 in Lodz. Studium der Philosophie und Polonistik in Poznan, Briefträger, Museumswärter, Gerichtsprotokollant, Leiter einer Elektrotechnik-Großhandelsfirma, Mitarbeiter in verschiedenen Verlagen, Werbeagenturen und Literaturzeitschriften (u.a. langjähriger Chefredakteur von Nowy Nurt). Lebt als freier Schriftsteller in Kozieglowy kolo Poznania.
Bisher liegen drei Gedichtbände auf Polnisch vor: Negatyw (Negativ, 1994; Literaturpreis für das beste Debüt des Jahres), Ulica Gnostycka (Gnostische Straße, 1997; Polnischer Verleger-Preis) und Drugie Dotkniecie (Zweite Berührung, 2001). Mit dem zweisprachigen Auswahlband Graffiti wird die Lyrik von Mariusz Grzebalski nun erstmals in einer eigenständigen Buchpublikation der deutschen Leserschaft zugänglich gemacht.
(Verlagsinformation)
Das Echo auf diese Gedichte ist im Niederländischen immer sehr stark gewesen, und faßt man die Einschätzungen zusammen, so ist ein rebellischer Vitalismus wohl das Hauptmerkmal dieser Poesie, der zugleich eine große thematische und formale Vielfalt zugeschrieben wird. Die literarische Moderne, Eliot und Pound, die Mythen der europäischen Tradition - das ist das Material dieser Gedichte. Der vorliegende Band, der die Texte nebeneinander in der Originalfassung und der Übertragung präsentiert, ist eine Auswahl aus dem lyrischen ?uvre von Claus, mit dem Autor zusammen getroffen. Ein kenntnisreiches Nachwort gibt einen Überblick über die Entwicklung der Claus schen Lyrik und ihre Bedeutung in der niederländischen Gegenwartsliteratur.
Hugo Claus blickt nicht nur auf ein großes Roman- und Dramenwerk zurück, er war von den Anfängen schon immer auch Lyriker. Endlich sind Claus Gedichte in einer repräsentativen Auswahl auch auf deutsch zu lesen.
Hugo Claus, 1929 in Brügge geboren, ist als Prosaschriftsteller und Lyriker, als Dramatiker, Film- und Theaterregisseur und Mitglied der Malergruppe "Cobra" bekannt geworden. Heute lebt er, nach langen Aufenthalten in Frankreich, Italien und den USA, in Gent.
- H.C. Artmann
- ein lilienweißer brief aus lincolnshire. Gedichte aus 21 Jahren
- Suhrkamp 1978
- ISBN 978-3-518-36998-2
- € 17.00
Dieser umfangreiche Band vereinigt über 450 Gedichte von Artmann und bringt zudem in einem Anhang die Gedichte, die Hannes Schneider aufgefunden hat, nachdem diese Sammlung 1969 erschienen war. Er enthält wohl seine sämtlichen Gedichte von den ersten, 1945, unter dem Pseudonym Ib Hansen geschriebenen, bis zum Zyklus 'Landschaften' - mit Ausnahme der reinen Dialektgedichte. Artmanns Gedichte sind zumeist spontan entstanden und dennoch von höchster formaler Artistik.Es gibt kaum methodische Versuche, die Artmann nicht unternommen hätte. In seinen Gedichten haben die konsequenten Sprachversuche der 'Wiener Gruppe' eine sehr individuelle Realisation gefunden. Artmann schreibt keine Bekenntnisgedichte, sein lyrisches Ich versteckt sich in hundertfacher Verkleidung. Mit unverkrampfter Leichtigkeit verfügt er über die formalen Möglichkeiten der Weltliteratur (oder jenes abseitigen Teils davon, den er als Tradition betrachtet), er erfindet Wörter, ganze Sprachen. Die Jahrhunderte sind in seinen Gedichten gleichzeitig vertreten, Robinson Crusoe steht neben Donald Duck, barocke Sprache neben Wiener Slang.»Wir haben meines Wissens zur Zeit im deutschen Sprachraum keinen Verwandlungskünstler ähnlichen Ausmaßes und verwandter Gescheitheit wie H. C. Artmann. ...Er geht - mit Rilke zu reden - in der Tat 'in der Verwandlung aus und ein', ... dies ist sein Geheimnis, seine eigentliche Gabe, das Singuläre seines Talentes.«