Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde.

Jean Paul

Buchtipps des Monats - Frühjahr 2011

    Damm: Ist 7 viel?
  • Antje Damm
  • Ist 7 viel?
  • Moritz Verlag 2009
  • ISBN 978-3-89565-147-2
  • € 14.80

Wird es die Erde immer geben? So lautet eine von 44 Fragen, die Antje Damm in ihrem neuen Buch stellt. Wer will sie beantworten? Aber darüber reden, darüber philosophieren, das macht Spaß und regt an, sich Gedanken zu machen über die Welt, in der wir leben. Woher kommt Angst? Tut alt werden weh? Warum sehen wir so verschieden aus? Antje Damm wirft Fragen auf über den Himmel und die Erde, über das Leben und die Welt, über den Tod und über die Liebe. Erneut will sie Gespräche initiieren, Geschichten provozieren und Neugier wecken. Sie nimmt Kinder als kleine Philosophen ernst und traut ihnen komplexe Themen zu.

    Helbig (Hrsg.): Es gibt eine andere Welt – Neue Gedichte
  • Axel Helbig (Hrsg.)
  • Es gibt eine andere Welt – Neue Gedichte. Eine Anthologie aus Sachsen. Andreas Altmann / Axel Helbig (Hrsg.)
  • Poetenladen 2011
  • ISBN 978-3-940691-23-1
  • € 24.80

Sachsen – ein Land der Dichter. Das ist immer wieder zu hören oder zu lesen. Mit der vorliegenden Anthologie haben die Herausgeber versucht, dieser begründeten Vermutung nachzugehen. Dabei ist ein gleichermaßen lesbares wie umfassendes Gedichtbuch entstanden, das die Qualität eines Standardwerks besitzt. Es bekennt sich zu seiner literarischen Verortung in Sachsen und zeigt zugleich ein überregionales dichterisches Panorama auf. Der Leser mag staunen, wie viele Dichter ihm hier begegnen, die die deutschsprachige Gegenwartsdichtung schlechthin präsentieren.

„Was das Unverwechselbare dieser Anthologie auszeichnet: dass sich plebejische Haltung und höchster Kunstanspruch, Geschichtsbewusstsein und Aufmerksamkeit für Lebensmomente, pure Sinnlichkeit und philosophisches Zweifeln, melancholische Ironie und visionäres Trotzdem im Gedicht verbünden können.“ (Aus dem Nachwort von Peter Geist)

    Bonné: Wie wir verschwinden
  • Mirko Bonné
  • Wie wir verschwinden
  • Fischer TB 2011
  • ISBN 978-3-596-18764-5
  • € 9.95

Der neue Roman von Mirko Bonné erzählt eine große Geschichte der Erinnerung: Raymond, Witwer mit zwei so lebhaften wie eigensinnigen Töchtern, erhält nach Jahrzehnten des Schweigens einen Brief seines todkranken Jugendfreundes Maurice, der ihn in die gemeinsam erlebte Vergangenheit zurückversetzt: nach Villeblevin, wo 1960 Albert Camus bei einem Autounfall ums Leben kam. Ein französisches Dorf und ein historisches Ereignis werden für zwei Jugendfreunde zum symbolischen Angelpunkt, um die fünfzig zurückliegenden Jahre zu erinnern und ihre Schicksalhaftigkeit anzuerkennen. Erinnerung an die eigene Jugend und Sterben eines Idols verbinden sich zu einem ergreifenden Roman, der Mirko Bonné als einen der bedeutenden Autoren unserer Zeit zeigt. Wie wir verschwinden ist ein großes Buch der Erinnerung, ein Roman unseres Lebens wie des Sterbens einer Ikone des letzten Jahrhunderts: Albert Camus.

»Mirko Bonnés Gedichte und Romane sind schon viel gelobt worden, aber er wird immer noch nicht gebührend geschätzt. In WIE WIR VERSCHWINDEN erzählt er so ruhig und gelassen von der Kunst des Lebens und Sterbens, vom Umgang mit Trauer und Schuld, dass das ernste Thema alles tragische Pathos verliert. Sein Roman ist voll von französischer Leichtigkeit und Esprit.« (Martin Halter, Frankfurter Allgemeine Zeitung)

    Enquist: Kontrapunkt
  • Anna Enquist
  • Kontrapunkt
  • btb 2011
  • ISBN 978-3-442-73969-1
  • € 9.99

Nichts ist schmerzlicher als der Verlust eines geliebten Menschen. Und nichts ist schrecklicher als das allmähliche Verblassen der Erinnerung an ihn. Nach dem tragischen Tod ihrer Tochter will sich die Mutter nicht damit abfinden, dass ihr die verstreichende Zeit die Erinnerungen nimmt oder verfälscht, dass sie mit der Vergangenheit abschließen und in die Zukunft blicken soll. Nein, sie will die Vergangenheit, in allen Einzelheiten will sie ihre geliebte Tochter sehen, lebendig, als Baby, als Mädchen, als junge Frau. Dann nimmt sie sich zum ersten Mal seit ihrer Zeit am Konservatorium die Goldberg-Variationen von Bach wieder vor, kauft Partituren, schreibt Fingersätze, beschäftigt sich mit Bachs Leben. Spielt und interpretiert. Dreißig Variationen, eine Aria am Anfang und am Schluss. Und das Wunder geschieht: Die Harmonie, die Vielstimmigkeit, die verschiedenen Formen und Klänge von Bachs Musik evozieren und begleiten Szenen aus dem Leben mit ihrer Tochter, von der Geburt bis zum Studienabschlussfest, Familienferien zu viert mit Mann und Sohn, Meinungsverschiedenheiten und Augenblicke größter Nähe. Selten wurden bisher so intensiv und klar Leben und Musik in eins gesetzt, und selten berührte ein Buch so tief.

    Handke: Der Große Fall
  • Peter Handke
  • Der Große Fall
  • Suhrkamp 2011
  • ISBN 978-3-518-42218-2
  • € 24.90

Die Geschichte eines müßiggängerischen Schauspielers, an einem einzigen Tag, vom Morgen bis tief in die Nacht: Das Gehen durch eine sommerliche Metropole, von den Rändern bis in die Zentren. Die Begegnungen: mit den Läufern, den Obdachlosen, den Paaren, dem Priester, den Polizisten. Ein Weg mitten durch Nachbarnkriege, vorbei an überlebensgroßen Leinwandpolitikern, dann inmitten von Untergrundfahrern aus einer anderen Welt. Wetterleuchten in der Stadtmitte. Und das Gesicht einer Frau.

»In solchen Litaneien inniger Verdichtung und zugleich Entzerrung im Echoraum, im vorantreibenden und zugleich auf der Stelle schaukelnden Wiederholungen, hallt, dröhnt, sirrt und schwingt sich der Klang der Sätze zur großen Handke-Melodie auf.« (Sabine Vogel, Frankfurter Rundschau) - »Aber all das ist eingesponnen in eine Sprache, die geschaffen ist, um – wie im Märchen – unterschiedlichste Dinge in einer Empfindung zusammenzubringen. Von der eben lässt sich nicht bestimmen, ob sie eine des fortwährenden Erschreckens oder der unverlierbaren Zugehörigkeit zu dieser Welt ist. … Handke scheint zu den frühesten Motiven seines Schreibens zurückgekehrt zu sein.« (Jürgen Busche, Focus) - »Allmählich, und darin liegt des Erzählers Kunstleistung, weiten sich die durchstreiften Gefilde von den Stadträndern bis ins Zentrum zu einer Weltlandschaft, so wie die alten Meister à la Brueghel sie imaginierten: Ein Panorama voll konturhart gezeichneter, äußert merkwürdiger Wesen.« (Ulrich Weinzierl, Die Welt)