Ein Buch, das man liebt, darf man nicht leihen, sondern muss es besitzen.
Friedrich Nietzsche
Buchtipps des Monats - Winter 2011
- Charles Lewinsky
- Einmal Erde und zurück. Der Besuch des alten Kindes
- dtv 2009
- ISBN 978-3-423-62401-5
- € 7.95

Das alte Kind kommt von einem fernen Planeten, wo die Menschen als Erwachsene geboren werden und dann ganz langsam zu vernünftigen Kindern werden. Bei seinem Besuch auf der Erde stellt das alte Kind alles auf den Kopf. Es verwirrt den Stadtrat, der mitten durch den Park eine Schnellstraße plant, es befreit die Tiere im Zoo, die ja nichts verbrochen haben und zu Unrecht hinter Gittern sitzen. Und so ganz nebenbei muss der Erwachsene, bei dem es einzieht, einiges dazulernen - manchmal unfreiwillig, aber immer mit viel Grund zum Lachen. Ab 10 Jahre
Kann man sich für den Verlust der vollkommenen Liebe rächen? Julius Winsome lebt zurückgezogen in einer Jagdhütte in den Wäldern von Maine. Der Winter steht vor der Tür, er ist allein, aber er hat die über dreitausend Bücher seines Vaters zur Gesellschaft und vor allem seinen Hund Hobbes, einen treuen und verspielten Pitbullterrier. Eines Nachmittags wird sein Hund aus nächster Nähe erschossen, offenbar mit Absicht. Der Verlust trifft Julius mit ungeahnter Wucht. Und er fasst einen erschreckenden Entschluss.
Ein kleines Meisterwerk ... eines jener seltenen Bücher, die lebensklug und dabei höchst unterhaltsam sind. (Colum McCann)
Der neue Burnside - einzigartig, verstörend poetisch. Nach "Glister" sieht man die Welt mit anderen Augen. John Burnside hat gleich mit seinem ersten auf Deutsch erschienenen Roman Leser und Kritiker fasziniert. Jetzt kommt "Glister"- ein schockierend ehrliches Buch über Vereinsamung und moralische Verwahrlosung. Erst verschwindet ein Junge spurlos, dann weitere. Doch niemand scheint beunruhigt. Schon lange kümmern sich die Erwachsenen nicht mehr um ihre Kinder, zu sehr sind sie mit sich und ihren Sorgen beschäftigt. Einst lebten sie in einer blühenden Stadt - doch dann siegten Egoismus und grenzenlose Gier. Nun ist alles vergiftet und ohne Hoffnung. Ist es da nicht verständlich, dass die Jungen, die noch eine Zukunft sehen, einfach abhauen? Man will diese Version glauben und geht zur Tagesordnung über. Nur der Polizist Morrison hat etwas Schreckliches gesehen - und schweigt. Denn er hat seine Seele längst verkauft. Doch die Kinder der Stadt sind ruhelos. Der 15-jährige Leonard weigert sich, seinen verschwundenen Freund Liam verloren zu geben. Er macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.
Burnside gelingt mit "Glister" etwas Unvergleichliches: Indem er eine vor Spannung vibrierende Geschichte erzählt, hält er einer innerlich erkalteten Gesellschaft den Spiegel vor und schenkt ihr gleichzeitig mit Leonard die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Dieser Roman ist unwiderstehlich, anrührend, verstörend poetisch - und ganz ohne Beispiel.
- Jan Wagner
- Die Sandale des Propheten. Beiläufige Prosa
- Berlin Verlag 2011
- ISBN 978-3-8270-1047-6
- € 19.90

Wenn Jan Wagner Prosa schreibt, schreibt er über Poesie. Wer nach Lektüre dieses, von Leidenschaft durchdrungenen Essaybandes nicht für die Sache der Lyrik gewonnen ist, muss taub und blind sein, oder schlimmer noch, hat nie Jan Wagners Gedichte gelesen. Sollte nicht jeder Schriftsteller Gedichte schreiben, fragt man sich bei der Lektüre dieser Essays und Porträts, und freut sich an der glänzenden Prosa, die so deutlich von der Kunst der Verdichtung, von der sprachlichen Hellhörigkeit des Lyrikers geprägt ist. Mit Eleganz und Belesenheit widmet sich Jan Wagner poetologischen Fragen, zeichnet prägnante und sehr persönliche Kollegenporträts von Whitman und Heym, über Benn und Beckett zu Matthew Sweeney und Simon Armitage.
In seiner Lyrik erweist sich Jan Wagner stets als grandioser Geschichtenerzähler, diese Gabe zeigt sich auch in seinen Essays. Der Abstecher in das stinkende Inferno der Hundeschau von Bratislava, die Taschenkontrolle am Flughafen von Lviv, der Schlagabtausch zwischen Wallace Stevens und Robert Frost - wer würde diese Szenen je wieder vergessen? Um viele wunderbare Anekdoten und Leseanregungen reicher, legt man schließlich die Sandale des Propheten aus den Händen, bereit, für die Lyrik durchs Feuer zu gehen, und durchdrungen von der Gewissheit, dass ein Leben ohne Poesie kein Leben wäre.
Es ist nur dieser kleine Ausschnitt im Hof/ ein Stück Aussicht, die ich habe von meinem/ Fenster ... Volker Sielaff ist ein bescheiden auftretender Dichter der leisen Töne. Dagegen aber steht das ungewöhnlich vielstimmige Konzert der Lobeshymnen, das seinen Debütband "Postkarte für Nofretete" begleitet hat: Welt, Süddeutsche, taz, Frankfurter Rundschau, von Michael Braun bis Joachim Sartorius, man feierte einstimmig den Dichter des "Verschwindens im Bild". In der luxbooks.lyrik erscheint nun der lang erwartete zweite Band Sielaffs.
Volker Sielaff (Jg. 1966) wurde in Großröhrsdorf geboren. Seine Gedichte sind in zahlreichen Zeitschriften und in einflussreichen Anthologien wie Lyrik von Jetzt I erschienen und vielfach übersetzt. Sein erster Gedichtband "Postkarte für Nofretete" erschien 2003. 2007 wurde ihm der Lessing-Preis verliehen. Seine Rezensionen und Porträts erscheinen im Tagesspiegel und den Dresdner Neuesten Nachrichten. Sielaff lebt mit seiner Familie in Dresden, wo das von ihm mitbegründete Literaturforum Dresden regelmäßig Lyriklesungen organisiert.
Martin Rohrbach kehrt nach Jahren zurück ins Windmühlenhaus. Dort, in der Nähe des Dorfes allein auf einem Hügel, hat sein Vater gewohnt bis zu seinem Tod. Nur kurz will Martin bleiben, den Vater beerdigen, das Nötigste erledigen und danach nichts wie weg. Doch plötzlich fragt er sich, was es mit der Freundschaft seines Vaters zum alten Lindner auf sich hatte. Warum haben die beiden so lang um diesen unscheinbaren Streifen Land gerungen, der das Windmühlenhaus umgibt? Und was ist aus Martins Jugendgefährten geworden, was aus seinen Rivalen? Alte Freundschaften und Begehrlichkeiten, ein verborgener Schatz und ein nie verjährter Verrat halten ihn zurück in dieser flirrenden Sommerlandschaft, die bei aller Schönheit zum Idyll nicht taugt: Zu weit weg ist das Meer, zu nah die Autobahn, zu weit weg die Arbeit und viel zu nah eine lang geliebte Frau. In kräftigen Farben und zarten Tönen erzählt Jens Wonneberger davon, wie Menschen aufeinander treffen und alles auf eine Karte setzen, um das zu erreichen, was ihnen das Glück bedeutet.