Bücher sind Schiffe, welche die weiten Meere der Zeit durcheilen.
Francis Bacon
Buchtipps des Monats - Frühjahr 2015
Winston Churchill und Charlie Chaplin - zwei Giganten der Weltgeschichte, so unterschiedlich wie nur möglich und doch enge Freunde. Der eine schuf als weltberühmter Komiker das Meisterwerk "Der große Diktator", der andere führte mit seinem Widerstandswillen eine ganze Nation durch den Krieg gegen Adolf Hitler. Michael Köhlmeier hat mit dem Blick des großen, phantasievollen Erzählers erkannt, was in diesem unglaublichen Paar steckt: die Geschichte des 20. Jahrhunderts zwischen Kunst und Politik, Komik und Ernst. Der arme Tramp und der große Staatsmann, in diesem verblüffenden Roman des berühmten Autors aus Österreich erleben sie die Geschichte des Jahrhunderts.
Michael Köhlmeier, geboren 1949, wuchs in Hohenems/Vorarlberg auf, wo er auch heute lebt. Für sein Werk wurde der österreichische Bestsellerautor unter anderem mit dem "Manes-Sperber-Preis", dem "Anton-Wildgans-Preis", dem "Grimmelshausen-Preis" sowie 2014 mit dem "Walter Hasenclever-Literaturpreis" ausgezeichnet. Im Jahr 2015 erhielt er den mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord.
- Ulrike Almut Sandig
- Buch gegen das Verschwinden. Erzählungen
- Schöffling 2015
- ISBN 978-3-89561-188-9
- € 18.00

Ein junger Journalist versucht inmitten der Unruhen um den Istanbuler Gezi-Park die Erwartungen seiner Mutter abzuschütteln, die nach dem Mauerfall 1989 das Reisefieber gepackt hat. Ein Wanderer geht während eines Schneesturms in den uralten verwunschenen Wäldern des Engadin verloren. Ein kleines Mädchen wird zum nächsten Venusdurchgang von der Großmutter ans Ende der Welt geflogen. Wohin ihre Spuren führen, ist eines der vielen Rätsel dieser Geschichten.
Ulrike Almut Sandig beschreibt mit ihrer farbigen und poetischen Sprache nur scheinbar vergangene Orte. In Wirklichkeit leben sie in den Biografien der Älteren und den Lebensentwürfen der jungen Generation fort. Beziehungen werden von den Stürmen der Geschichte durchweht und trügerische Gewissheiten geraten ins Wanken. In ihrem neuen Buch bietet Ulrike Almut Sandig den Zauber des Erzählens gegen das Verschwinden ganzer Welten aus dem Bewusstsein auf.
Ulrike Almut Sandig, 1979 in Großenhain geboren, schloss nach längeren Aufenthalten in Frankreich und Indien ein Studium der Religionswissenschaft und Indologie an der Universität Leipzig ab. Seit 2004 studiert sie am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und veröffentlicht in Zeitschriften und Anthologien. Sie ist Mitgründerin des Straßenliteraturprojektes augen::post (2001 - 2005), gemeinsam mit Marlen Pelny steht sie seit 2001 mit einem literarisch-musikalischen Programm auf der Bühne, im Mai 2006 wurde sie mit dem Lyrikpreis Meran ausgezeichnet.
Vier Männer streifen durch Paris, besuchen ein elegantes Fest, beobachten die erotischen Strategien ihrer Mitmenschen. Alain entwickelt komplizierte Theorien über die Lust der jungen Mädchen, den Bauchnabel zu zeigen. Ramon würde endlich gern die Chagall-Ausstellung besuchen. Charles erläutert Stalins Witze, bei denen niemals jemand lachte. Und Caliban, der Schauspieler ohne Rollen, erfindet eine eigene Sprache, über die nur er sich kaputtlachen kann - bis das junge portugiesische Hausmädchen ihn versteht. Mit seinem ersten Roman nach vierzehn Jahren hat Milan Kundera das Porträt einer Epoche gezeichnet, die komisch ist, weil sie ihren Humor verloren hat.
Milan Kundera, geb. 1929 in Brünn, Tschechoslowakei, studierte zunächst Musik, Filmwissenschaften und Literatur in Prag. 1953 veröffentlichte er sein erstes Buch und trat Mitte der fünfziger Jahre auch als Übersetzer, Essayist und Theaterautor an die Öffentlichkeit. 1975 ging er ins Exil nach Paris, wo er heute noch lebt.
Der Bogen ist weit gespannt: eine große formale und thematische Vielfalt trägt die Gedichte des neuen Buches von Volker Sielaff. Landschaften und Orte, philosophische Zahlengedichte, Liebesgedichte und surrealistische Imaginationen - ein großer Raum poetischer Möglichkeiten wird hier durchschritten. Phantasiefiguren und Realien treffen im "Glossar des Prinzen" aufeinander. Sielaff versichert sich zwar der Tradition, geht jedoch auch ins Offene, stets der eigenen Tonspur folgend. Seine Leser werden den Sielaff-Ton durchhören und viel Neues entdecken.
"Sielaff kann kein Kunstgewerbe, er wiederholt sich nicht in „Gelungenheiten“ und Geschicktem. In seinen dreizehn Liedern schlägt er wie noch nie gehört einen Kinderliederreime-Rhythmus an, der uns wiegt, der uns mit nichts betrügt. Und durch diesen Rhythmus drängen seine Motive: Sprache, Dichtung, Widerstand, die Alten Meister, Verschwendung, Truglosigkeit. Es ist erstaunlich, zu welch formaler Strenge Sielaff in seinen jüngeren Gedichten gefunden hat. Alexandriner, Binnenreime und Strophen, Strophen über Strophen. Aber in diesen Formen, aus diesen Formen heraus begegnet uns ein Dichter, der vielseitiger geworden ist: schelmisch, wütend, komisch, verspielt, komplex." Hauke Hückstedt