Jedes Buch ist eine Hand, die nach unserer Hand greift.

Vilém Flusser

Buchtipps des Monats - Frühjahr 2019

    Wodin: Irgendwo in diesem Dunkel
  • Natascha Wodin
  • Irgendwo in diesem Dunkel
  • Rowohlt 2018
  • ISBN 978-3-498-07403-6
  • € 20.00

Diese Geschichte eines Mädchens, das als Tochter ehemaliger Zwangsarbeiter im Nachkriegsdeutschland lebt - misstrauisch beäugt und gemieden von den Deutschen, voller Sehnsucht, endlich ein Teil von ihnen zu sein -, wird aus dem Rückblick erzählt, ausgehend vom Tod des Vaters in einem deutschen Altenheim. Sein Leben, das noch in der russischen Zarenzeit begonnen hat und fast das gesamte 20. Jahrhundert überspannt, ist für die Tochter immer ein Geheimnis geblieben. Irgendwo in diesem Dunkel, hinter all dem Schweigen, sucht sie den Schlüssel zum Verstehen. Eine ungeheuerliche Geschichte der Ort- und Obdachlosigkeiten, erzählt in der klaren, um Sachlichkeit bemühten und doch von Emotion und Poesie getragenen Sprache Natascha Wodins, die ihresgleichen sucht.

    Hein: Alles, was du brauchst
  • Christoph Hein
  • Alles, was du brauchst. Die 20 wichtigsten Dinge im Leben
  • Hanser 2019
  • ISBN 978-3-446-26273-7
  • € 15.00

Was ist wirklich wichtig im Leben? Ein charmanter Blick auf 20 Dinge, die Kinder brauchen und keiner entbehren sollte. Das Wichtigste ist natürlich ein Freund, auf den man sich immer verlassen kann. Und eine Mutter, die - auch wenn sie nervt - für einen sorgt und uns tröstet. Eine Tante oder Oma, die immer Zeit zum Spielen hat, ist unverzichtbar, und ein Haus- oder Stofftier zum Kuscheln. Ein Kinderzimmer, ein Bett und ein Fahrrad muss jeder besitzen. Und ein Lieblingsgericht sollte man kochen und ein Instrument spielen können. Christoph Hein weiß außerdem gute Gründe, warum Entdeckungen und Erfindungen besonders wichtig sind. Und warum eine gute Geschichte, Tränen und das Verliebtsein unser Glück perfekt machen.
Die 20 wichtigsten Dinge im Leben - zum 75. Geburtstag von Christoph Hein fantasievoll illustriert von Rotraut Susanne Berner.

    Krien: Die Liebe im Ernstfall
  • Daniela Krien
  • Die Liebe im Ernstfall
  • Diogenes 2019
  • ISBN 978-3-257-07053-8
  • € 22.00

Sie heißen Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde. Sie kennen sich, weil das Schicksal ihre Lebenslinien überkreuzte. Als Kinder und Jugendliche erlebten sie den Fall der Mauer, und wo vorher Grenzen und Beschränkungen waren, ist nun die Freiheit. Doch Freiheit, müssen sie erkennen, ist nur eine andere Form von Zwang: der Zwang zu wählen. Fünf Frauen, die das Leben aus dem Vollen schöpfen. Fünf Frauen, die das Leben beugt, aber keinesfalls bricht.
Fünf Frauen versuchen das Unmögliche: Lieben, stark sein - und sich treu bleiben. Liebe ist kein Gefühl. Liebe ist keine Romantik. Liebe ist eine Tat.

    Mangold: Das deutsche Krokodil
  • Ijoma Mangold
  • Das deutsche Krokodil. Meine Geschichte
  • Rowohlt TB 2018
  • ISBN 978-3-499-63216-7
  • € 12.00

Ijoma Mangold wächst in den siebziger Jahren in Heidelberg auf. Seine Mutter stammt aus Schlesien, sein Vater ist aus Nigeria nach Deutschland gekommen, geht aber nach kurzer Zeit nach Afrika zurück. Erst zweiundzwanzig Jahre später meldet er sich wieder und bringt Unruhe in die Verhältnisse. Wie wuchs man als "Mischlingskind" und "Mulatte" in der Bundesrepublik auf? Wie geht man um mit einem abwesenden Vater? Und womit fällt man in Deutschland mehr aus dem Rahmen, mit einer dunklen Haut oder mit einer Leidenschaft für Thomas Mann und Richard Wagner? Erzählend beantwortet Ijoma Mangold diese Lebensfragen, hält er seine Erlebnisse mit seiner deutschen und mit seiner afrikanischen Familie fest. Und nicht zuletzt seine überraschenden Erfahrungen mit sich selbst.

    Espedal: Wider die Kunst
  • Tomas Espedal
  • Wider die Kunst
  • Suhrkamp 2017
  • ISBN 978-3-518-46752-7
  • € 10.00

Was bleibt, wenn die Geliebten fort sind? Zwei Schicksalsschläge erschüttern das Leben des norwegischen Autors Tomas Espedal: Zuerst verstirbt seine Mutter, kurz darauf auch seine Frau Agneta. Die Verluste verlangen ihm eine neue Art zu leben ab, denn er bleibt mit seiner jüngsten Tochter allein zurück. Trost kann er dem Mädchen nicht spenden, der verzweifelte Versuch, die Mutter zu ersetzen, beraubt das Kind des Vaters. Espedal beginnt Halt zu suchen in der Erkundung seiner Familiengeschichte. Woraus, fragt er, erwächst eine Familie, was bedeuten Liebe und Verrat, was Mutterschaft und Vatersein?Selten verweben sich in der Literatur Schreiben und Leben derart eng und unausweichlich wie in den Büchern Tomas Espedals. Der Kosmos seines Lebens, den er vor dem Leser ohne Schonung entfaltet, entwickelt ungeheure Sogkraft. Unbedingt und mit Haut und Haar möchte man eintauchen in seine Welt und sich erfrischen an der Klarheit und Aufrichtigkeit seiner Sprache.

    Kaube: Die Anfänge von allem
  • Jürgen Kaube
  • Die Anfänge von allem
  • Rowohlt TB 2018
  • ISBN 978-3-499-63071-2
  • € 14.00

Jedem Anfang wohnt bekanntlich ein Zauber inne, und tatsächlich liegen den bahnbrechenden Errungenschaften unserer Kultur oft unglaubliche Geschichten zugrunde - man nehme allein das Wunder von der Entstehung der Sprache. Jürgen Kaube gibt in seinem hochgelobten Buch Antworten auf Fragen, die uns bis heute schier unerk lärlich erscheinen, und erzählt in faszinierender Manier von den großen Sternstunden der Menschheit: Seit wann gibt es den aufrechten Gang, und wann begannen die Menschen, ihre Toten zu bestatten? Wie kamen Religion, Recht, Handel, Geld oder Städtebau in die Welt? Ein spannendes, glänzend geschriebenes Buch über das, was das Menschsein ausmacht.

    Solstad: Elfter Roman, achtzehntes Buch
  • Dag Solstad
  • Elfter Roman, achtzehntes Buch
  • Dörlemann 2019
  • ISBN 978-3-03820-066-6
  • € 15.00

Eines Morgens steht Bjørn Hansen am Bahnhof. Er wartet auf seinen Sohn. Hansen ist fünfzig, und es ist vier Jahre her, seit er Turid Lammers verlassen hat, seine Geliebte, für die er einst Frau und Kind sitzen ließ und nach Kongsberg zog, um "dem Traum vom gestohlenen Glück" nachzulaufen. Auch die Begegnung mit dem Sohn gibt seinem Leben keine neue Wende, und aus Protest gegen die innere Leere entwickelt er einen Plan, mit dem er sein großes Nein verwirklichen will.